Modell 1971

1971: alle unverheirateten Frauen werden jetzt im beruflichen Umfeld nur noch mit “Frau” anstatt mit “Fräulein” angesprochen, das achteckige Stoppschild wird eingeführt, es gibt nun Intercity-Züge, in der bayerischen Hauptstadt wird die U-Bahn eröffnet, eine der ersten U-Bahnstationen, der Münchener Marienplatz präsentiert sich in schönstem Verner Panton-Orange und ebenfalls in München öffnet der erste amerikanischen Schnellimbiss seine Türen.

Im selben Jahr erblicken einige bemerkenswerte Persönlichkeiten das Licht der Welt, unter anderem die Maus und ihre Sendung am Sonntagmorgen. Tatsächlich hat sie unsere Kindheit überdauert und erzählt auch heute noch zuverlässig jede Woche ihre Lach- und Sachgeschichten.

Wenn man sich genau umsieht, dann entdeckt man noch so manches, sehr aktive Überbleibsel aus den Kindertagen derer, die im Jahr 1971 geboren wurden. Zum Beispiel die pappsüße Blubberbrause, die viel besser schmeckt, wenn man sie aus der Hand schleckt, als sie in Wasser aufzulösen.

Was passt also besser zu einem, der gemeinsam mit allen oben Genannten seinen Vierzigsten feiert, als eine schöne Ahoi-Brause-Tasche, gefüllt mit tausend guten Wünschen und ganz vielen Brausetütchen.
Nikki+++

Umhängetasche, 41×40 cm, NikkiBag, Recycling-Werbeplakat-Plane, unverkäufliches Einzelstück.

Mein Guter Geist

Schon oft habe ich andere von ihren traumatischen Kindheitserinnerungen an den Handarbeitsunterricht erzählen hören. Dramatische Geschichten von Handarbeitslehrerinnen, die ihrer jeweiligen Schülerin bereits im zarten Alter von acht Jahren absoluten Mangel an Talent bestätigten. So manche von diesen talenlosen Naturen tummeln sich nun recht erfolgreich in der Craftszene.

Auch ich hatte, es muss in der vierten Grundschulklasse gewesen sein, solch ein prägendes Erlebnis. Ein Püppchen sollte gestrickt werden, komplett angezogen, mit hübscher Frisur und selbst gesticktem Gesicht. Da ich als kleines Mädchen eine Puppe mit schwarzer Haut geschenkt bekommen katte, die ich besonders liebte, wollte ich noch ein zweites dunkelhäutiges Püppchen, dieses Mal selbstgemacht.

Was habe ich geschwitzt und gerungen und mit meinen klebrigen Fingerchen die dünnen Fäden kaum über das Nadelspiel ziehen können. Schließlich hat sich meine Mama meiner erbarmt und in einer Nacht-und-Nebel-Aktion die Puppe für mich fertig gestrickt. Mein Beitrag waren dann noch der Rock und die Haare.

Viele Dinge, die ich als Kind selbst gemacht habe, sind über die Jahre verloren gegangen. Doch das Püppchen leistet mir immer noch Gesellschaft. Es bedarf nun endlich einer kleinen Reparatur, um auch die nächsten Jahre weiterhin als guter Geist über meine Handarbeitsprojekte zu wachen.
Nikki+++

sauer macht süß

Lemon Meringue Pie, mein erster Versuch, mich dem etwas sperrig daherkommenden Standardwerk der amerikanischen Küche anzunähern. Joy of Cooking ist eher ein Kochlexikon als ein Kochbuch. 4500 unbebilderte Rezepte, mit trockenen Beschreibungen und wissenschaftlich anmutenden Erklärungen.

Die Herstellung des feinen Baiserkuchens, unter Verwendung von Bechern und Löffeln als Maßeinheit, war eins dieser Werke zum Luftanhalten. Doch die Atempause hat sich gelohnt, denn das Ergebnis war die perfekte Mischung aus einfachem, ungesüßtem Mürbteig, zitronigfrischer Füllung und süßem Baiser.

Wie bei Fräulein Text ist mein zitronengelbes Sonntagssüß bereits als samstägliches Süß gebacken worden. Die Hoffnung, heute noch ein Stück übrig zu haben hat sich leider nicht erfüllt. Deshalb bald ein neuer Versuch. Zitronen habe ich noch genug.
Nikki+++

doppelt und sechsfach

Gestern abend in der Messewerkstadt: ein Defilee von sechs feschen, sommerfrisch-gemusterten Röcken, begleitet von zwölf hübschen Beinen. Drei Stunden wurde am Zweifachen genäht, ein Rock aus zwei Schürzen, die sich je nach Laune kombinieren lassen.

Nicht leicht gemacht haben sich die Damen die Stoffauswahl und am Ende zeigte sich, dass sich die Mühe unbedingt gelohnt hat. Was am Anfang an Zeit fürs Überlegen, Anpassen und Zuschneiden des Schnitts gebraucht wurde, holten die fleißigen Näherinnen am Ende wieder auf. Die Maschinen ratterten um die Wette und die Bügeleisen waren ganz außer Atem.

Belohnung für die Mühe waren sechs wunderhübsche Schürzenröcke, die sich nun sicher das ein oder andere Mal in unserer Gegend über den Weg laufen werden.
Nikki+++

Buchstabentanz

Naturmama hat’s neulich vorgemacht: Pappmaché ist roh am schönsten.

Leichtfüßig und fröhlich tanzt seit geraumer Zeit ein schmaler Mann über unseren Tisch, begleitet uns durch alle Mahlzeiten und leistet mir beim Schreiben und Nähen Gesellschaft. Sein Körper ist aus Draht, der ein einem Holzstück steckt. Kleister und Zeitungsschnipsel geben dem dürren Drahtgestell eine Form, den Beinen Füße und Muskeln, den Armen Hände, dem Kopf ein Gesicht.



Kinderleicht
ist das, jeder formt die Figur und den Körper, wie er mag. Eine Tänzerin, ein Fußballer, ein Eisläufer, lang und dürr oder klein und kugelig, jede Figur ein kleines, fast giacomettigleiches Kunstwerk. Unbedignt ausprobieren!
Nikki+++

American Quilt

_ _
_ _ _

Zurück – wie mein Gepäckstück, das noch ein paar Tage weiterreisen wollte, sind die Gedanken noch ein wenig dort drüben geblieben. Eine Patchworkdecke aus farbenfrohen Bildern, in die ich mich gerne einwickle und noch ein wenig verweile an dem Ort, bei den Freunden und mit den neuen Erinnerungen.

Es gibt einen Film, den ich sehr mag, über einen Quilt und den Erinnerungen derer, die sich zusammenfinden und ihn gemeinsam nähen. How to make an American Quilt erzählt von Geschichten, die das Leben schreibt, von verlorenen und wiederentdeckten Träumen und von der Liebe in all ihren vielfältigen Formen.

Soule Mama hat mich zu einem Nähprojekt inspiriert, eine Patchworkdecke aus Eindrücken, bei ihr gesammelt in der Natur. So eine Decke ist nun ein Herzensprojekt – blau, weiß, rot und voller Träume.
Nikki+++

Engelssüß



Sonntagssüß
, Rückkehrersüß, geborgtes Süß, Erinnerungssüß.

Angel Food Cake, die süße Speise der Engel, leicht wie eine Wolke, mit frischen Früchten und Schlagsahne das tradtionelle Desert zum 4. Juli, Nationalfeiertag in den USA. Gerade zurückgekehrt, bin ich in Gedanken immer noch ein wenig dort, ausgestattet mit vielen Mitbringseln, die das Erinnern an eine tolle Woche leichter machen werden. Measuring Cups und Teaspoons, Joy of Cooking frisch angeliefert, versprechen demnächst das ein oder andere Übersee-Süß am Sonntag.

Noch mitgebracht habe ich einen Blick in Julia Childs Küche, die originalgetreu im National Museum of American History steht.

Laßt euch euer heutiges Süß schmecken, während ich in süßen Erinnerungen an den vergangenen Sonntag schwelge!
Nikki+++

Der Traum vom Fliegen

Ich fliege an einen Ort, an dem ich einmal zuhause war und dessen Straßen ich viele Jahre nur auf dem Stadtplan entlang gewandert bin. Ich fliege hinein in Erinnerungen, die nah am Herzen sind und doch in ganz weiter Ferne liegen. Ich fliege zu Freundschaften, die in Worten gehegt und gepflegt wurden und die wieder ein Gesicht und ein Lächeln bekommen sollen.

Alle haben sich verändert: die Orte, die Erinnerungen, die Menschen, ich. Und so fliege ich in einen Traum, den ich lange nur geträumt habe und der nun endlich ein Teil meiner Wirklichkeit sein wird.

Es wird nun eine kurze Pause eingelegt beim Werkeln, beim Schreiben und auch beim heutigen Süß. Aber da ich ins Land der unbegrenzten Crafty-Möglichkeiten reise, wird es im Anschluß jede Menge Mitbringsel, Fotos und Berichtenswertes geben.

Auf bald!
Nikki+++

reisefiebrig

Bei einem wohlbekannten Spiel packt man den Koffer, um dann reihum die eingepackten Dinge zu erinnern.

Heute bin ich an der Reihe mit dem Einpacken und entdecke dabei, wieviele Taschen auf einer Reise in den Koffer gehören. Da gibt es Hüllen für die Musik, Täschchen für den Kabelsalat, Etuis für die Schönheit, Sling Bags mit unendlichem Fassungsvermögen für die Mitbringsel, betagte NikkiBags, die heißgeliebte und unverzichtbare Begleiter sind und Reisenähsets, die endlich zum ersten Mal auf Reisen gehen dürfen.

Und während ich die Dinge zusammensuche, spüre ich, wie die Vorfreude den Herzschlag beschleunigt und mich das Reisefieber packt.

Nikki+++

1. iPod-Hülle “Fangfrisch”, NikkBag, 2. Giveaway für Selvedge-Abonnenten, Lotta Jansdotter, 3. Umhängetasche “Blumenkind”, NikkiBag, 4. Kosmetiktasche aus Werbplane, Nikkibag, 5. Java Sling Bag, BucktoothedBunny, 6. Reisenähset, NikkiBag

gut geschürzt ist halb gegärtnert

Obwohl ich mich kürzlich selbst zur Artenschutzbeauftragten für aussterbende, textile Haushaltsutensilien ernannt habe, gehören Schürzen nicht unbedingt zu meiner bevorzugten Art in Haus und Heim. Mir ist bewusst, dass es speziell bei Schürzen echte Fans gibt, die sich in Zirkeln regelmäßig über ihre neuesten, genähten Schürzenschätze austauschen. Bisher habe ich das jedoch immer ein wenig mit Argwohn betrachtet, erinnert doch so manche Kreation, sicher nicht ganz unbeabsichtigt, an die brave Hausfrauenmode der fünfziger Jahre.

Da aber die neuen Gartenhandschuhe nun den modischen Ton in unserer Lust-und-Laune-Gärtnerei angeben, musste dazu unbedingt die passende Schürze her. Außer silistischen Aspekten, berücksichtigt das gute Stück durchaus auch die praktische Seite des Gärtnerns: es gibt vier Taschen für allerlei Kram, den die passionierte Gärtnerin schnell zur Hand haben möchte.

Fein ist, dass die Schürze uns allen passt, egal ob groß oder klein.

Genäht ist sie ganz fix aus zwei Stoffbahnen, deren Breite und Höhe von den jeweiligen Präferenzen und natürlich auch dem Hüftumfang der zukünftigen Trägerin abhängen. Der Taschenstreifen ist ungefähr ein Drittel schmaler als der Schürzenstreifen. Er wird als Erstes am oberen Rand gesäumt und mit Applikationen oder Stickerei versehen. Anschließend wird er je nach Anzahl der gewünschten Taschen auf den Schürzenstreifen gesteppt.

Für die Säume an den Seiten sowie oben und unten jeweils ca. 3 cm Nahtzugabe berechnen. Die Säume werden zweimal zur linken Seite gefaltet und abgesteppt.

Die Bäder sind aus Stoffstreifen von jeweils 1 m Länge und 6 cm Breite genäht. Dabei werden die langen Seiten auf der linken Stoffseite jeweils 1 cm zur Mitte gefaltet. Nochmals in der Mitte falten und die vier Stofflagen knappkantig aufeinander nähen. An einem Ende der Versäumen nicht vergessen. Die beiden Bänder werden links und rechts 2 cm in den oberen Saum des Schürzenteils geschoben, bevor dieser dann abgesteppt wird. An den Enden jeweils ein Quadrat über den Bandeinschub steppen.

Nun hoffen wir, dass der Regen sich bald verzieht und wir in unserem Garten wohlgeschürzt an den Blüten schnuppern können.

Nikki+++