22. March 2012 
Ich rede mir gerne ein, dass ich einen sehr persönlichen Stil habe, geprägt von meinem über die Jahre entwickelten, ganz eigenem Frab- und Formempfinden und meinen individuellen Gestaltungsideen, nur um dann immer wieder festzustellen, dass auch ich dabei unweigerlich und unwillkürlich populären Trends folge.
In diesem Ostereierfall habe ich vor Wochen mein kleines, altmodisches Stempelset hervorgekramt. Ein unpraktisches, aber vielgeliebtes Retrodings, das grenzenlose Begeisterung weckt, wie elbmaris geniealer Fund neulich.

Mit hochrotem Kopf habe ich Eier ausgepustet und rundherum gestempelt. Nicht so einfach, auf der gekrümmten Schale längere Wörter in einem Rutsch aufzudrucken. Zum Glück stehen zu Ostern die eher kurzen Worte zur Verfügung. Weihnachten wäre da deutlich ungeeigneter.

Ganz stolz war ich auf meine Eierdeko, nur um kürzlich zu entdecken, dass Stempeln auf Eiern wohl in diesem Jahr ganz groß in Mode ist. Wunderschöne Beispiele habe ich hier und in unvergleichlich zarter Perfektion hier entdeckt. Dabei bin ich bei Caro auch auf den Zaubertrick mit dem Natron gestoßen, um die lästigen Prüfstempel zu entfernen.

Während alle anderen Stempelkünstlerinnen weiße Eier auftreiben konnten, scheint kein einziges Huhn in meiner Umgebung vor Ostern auf weiße Gelege umstellen zu wollen. Nun also schwarze Buchstaben an sanftem Braun, naturbelassene, schlichte Eleganz, noch ein weinig üben und die Erkenntnis, dass es in Ordnung ist, ein Opfer der Mode zu sein.
Nikki+++
18. March 2012 
Manche von uns sind mit einem zweiten oder gar dritten Vornamen gesegnet. Oft sind es die Vornamen der Großeltern oder Eltern, die auf diesem Weg von Generation zu Generation weitergereicht werden. Ich selbst trage den Namen meiner Großmutter in der goldenen Mitte und war eigentlich ein ganz wenig traurig, dass es die Schöne nur auf den zweiten Platz geschafft hatte. Es mag daran liegen, dass in meinem Geburtsjahr ein solcher Name unheimlich altmodisch in den Ohren klang. Meine Cousine hatte da mehr Glück, denn sie trägt ihn nun in der Version ihres Geburtslandes südlich der Alpen an erster Stelle durchs Leben.
Nur in einem einzelnen Fall war ich dann doch unbedingt versöhnt mit meinem ersten Namen, nämlich immer dann, wenn es an die Eiskarte ging. Wer heißt schon gerne wie eine farblose, wabbelige, in Schokosoße ertränkte Birne aus der Dose? Dosenbirnen sind mir bis heute suspekt und die sie enthaltende Eisspeise ist der sagenumwobenen Attraktivität ihrer Namenspartonin in keinem Fall würdig.
Umso mehr liebe ich die saftige, reife Süße frischer Birnen und war so auch besonders begeistert bei Dani diese schnelle und dennoch sehr raffinierte Birnentarte zu entdecken. Nichts da mit wabbeligen Dosenbirnen. Reife Abate mit roter Schale, leicht pochiert in Honig-Zitronensud, auf herrlich lockerem Rührteigboden, allein der Duft bereits ein Sinnesrausch. Dies ist sie, die Schöne, die Verführerische, die wahre Helene, gerade recht zum Sonntagssüß an diesem blauen, warmen, strahlend hellen Frühlingstag.
Nikki+++
PS: Noch mehr süße Frühlingsköstlichkeiten serviert heute das Fräulein.
15. March 2012 
Sanft kitzeln die Strahlen auf der Nase. Zärtlich streicht ein warmer Hauch die Wangen. Der Frühling ist da, flüstert es liebevoll im Ohr.
Milde Luft strömt durch die Fenster, helle Sonne auf der Haut, Euphorie im Kopf und Hoffnung im Herzen. In der Vase kuschelweiche, zarte Pomponblumen, Augenweide solange bis der Frühling seine ersten Blüten schickt. Gewickelt werden die pastelligen Leichtgewichte wie hier zu sehen und anschließend mit Heißkleber auf ein Aststück oder an einen Zweig geklebt.


Nach langen, eisigen Wintertagen, sehnsüchtig erwartet, Licht und Frische herbei gesehnt, ist er nun endlich da. Wacht auf und fühlt euch geküßt!
Nikki+++
28. February 2012 
Vor knapp einem Jahr das ehrgeizige Ziel ins Auge gefaßt, bald ein komplett hand- und selbstgemachtes Outfit zu tragen, bin ich nun bei dem Unten drunter gelandet. Zur Erinnerung: ich trage bereits die mit einiger Ambivalenz in Angriff genommenen Socken, einen vielgeliebten Schürzenrock und eine luftige Blumenbluse.
Dazu gesellen sich nun zwei Häkelstückchen, die nach weniger Stunden aussehen, als sie Arbeit machen. Aus dunkelblauem Baumwollgarn und mit Nadel Nr.4 in fast ausschließlich festen Maschen gehäkelt, haben sie mir einige Schweißperlen auf die Stirn getrieben und halb durchwachte Nächte beschert. Ein zähes Ringen war es zwischen mir und der Häkelanleitung, die schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel hat.

Mir scheint, in der Zeit der Häkelschrift hätte mir der Traum in Rotweiß möglicherweise gut gepasst. Heute musste sich besonders die obere Hälfte einigen Anpassungen unterziehen.

Auch Farbge und Details haben sich dem gängigen Schöheitsideal des einundzwanzigsten Jahrhunderts unterworfen. So viel Mut zu Retro habe ich dann doch nicht, wenn es um meine Unterwäsche geht.

Fast schade, dass mein ganzer, handgemachter Stolz bald nicht mehr zu sehen sein wird. So passgenau und hautnah geschnitten wurde selten gehäkelt. Nun fehlt nur noch Wäsche zum Wechseln.
Nikki+++
26. February 2012 
Heute heißt es hoch die Kuchengabeln, denn das Sonntagssüß feiert seinen ersten Geburtstag. Jeden Sonntag füllt sich das virtuelle Buffet mit weit über hundert süßen Köstlichkeiten, serviert von Nina, Julie und Kathrin mit unverbrüchlicher Wortgewandtheit, Einfallsreichtum und lichtbildnerischem Talent. Mein erstes Süß kam fast vor einem Jahr mit an den Tisch. Seither hat mich die fröhliche Runde zu allerei süßem Ausprobieren angeregt und mir viel über Experimentierfreude und Mut zum Ungewöhnlichen beigebracht.

Zum süßen Feiertag gibt es heute Champagner in Form von Trüffeln, abgewandelt nach einem Rezept aus diesem Buch. Etwas zu flüssig zwar, um zu Kugeln zu drehen, aber die spritzigen Röschen schmecken auch sehr fein. Jedes ein kleines Gedicht, jedes eine kleines Prosit auf unzählige Stunden am Blech und am Bildschirm bisher und auf die, die noch folgen werden.

Bevor ihr euch über die Tafel hermacht, noch eine kurze Rede in eigener Sache: die Rezepte meiner süßen Speisen gebe ich in der Regel nur dann öffentlich preis, wenn sie wirklich aus meiner Küche stammen. In allen anderen Fällen gibt es immer einen Klick auf die Quelle oder ich schicke das Geheimis auf Anfrage ins virtuelle Postfach.
Und nun streut euch den Zucker auf die Lippen und lasst die Korken knallen für zahlreiche, weitere süße Verlockungen!
Nikki+++
24. February 2012 
Heute Morgen Milde in der Luft, ein sanfter Schimmer am Horizont, der hellen, warmen Sonnenschein verspricht. Nach langen Wochen des Wartens in Grau, Braun und Winterweiß kehrt meine Liebe endlich zu mir zurück. Lang, vermißt, sehsüchtig erwartet, kommt sie wieder, die schönste aller Farben!
Pink, du Sanfte, Hübsche, Facettenreiche, ich bin dir rettungslos verfallen. Heute hier in der pinken Ecke festgewachsen, bei Caro von pinken Blümchen verzaubert und schließlich gestern mit wildem Herzklopfen fünfundvierzig Jahre alte, puderpinke Raffinesse entdeckt.

K., die retroverliebte Ideenschenkerin, entführte mich beim gestrigen Kaffeeplausch auf Zeitreise. Begleitet von sanft angestaubten Schönheiten, begegneten mir Modelle, die ich schon immer haben wollte. Perfekt erhalten, mit Musterbögen, lassen sie meine Hände vor Vorfreude zittern und mich mit Begeisterung meine Stoffsammlung durchwühlen.

Noch träume ich auf rosa Baiserwölckchen, das Eiweiß behielt ich übrig vom Lemon Curd. Kleine Küsschen, so “pretty in pink”, wie aus dem Candyshop. Doch nicht mehr lang und ich werde den Schnittmusterbögen mit dem Schneiderrädchen zu Leibe rücken. Auf mich wartet ein Wochenende ganz in Pink.
Egal in welcher Farbe, euch ein ebenso schönes!
Nikki+++
22. February 2012 
Blank und blau der Himmel, strahlend die Sonne, ein klein wenig milder die Luft, der Boden noch hartgefroren. Ein Tag, um Licht, Farbe, Frische zu tanken nach der langen Eiszeit.
Nach diesem Sonntagssüß ist der Zitronenduft nicht mehr aus meiner Küche verschwunden. Lemon Curd weckt mich am Morgen und schmilzt so herrlich frisch auf der Zunge, dass ich das Rezept für diesen Winterschlafaufwecker nicht weiter vorenthalten will.
Zutaten für ca. 250 ml Lemon Curd: 4 Eigelb, 225g Zucker, ca. 180 ml frischer Zitronensaft, 125 g Butterwürfel, 1 Prise Salz, abgeriebene Schale einer unbehandelten Zitrone
Eigelb und Zucker in einer Schüssel zu einer hellen Schaummasse aufschlagen. Zitronensaft unterrühren und alles in eine Edelstahlkasserolle geben. Bei niedriger Temperatur erwämen, nicht kochen und dabei ständig mit einem Holzlöffel rühren, bis die Masse etwas eindickt. Anschließend die Butterwürfel mit einem Schneebesen unterschlagen, Salz und Zitronenzesten hinzugeben. Die Masse weiter erhitzen, bis sie 87°C erreicht oder eine cremige Konsitenz annimmt. Sollte die Masse im Topf nicht puddingartig eindicken, nicht verzweifeln, sie wird beim Abkühlen cremig. Das Lemon Curd vor dem Abkühlen aus dem Topf in eines oder mehrere Schraubdeckelgläser umfüllen. Im Kühlschrank aufbewahren. (Nach Cynthia Barcomi “Backen”)

Ellenlang ist die Liste der süßsaueren Köstlichkeiten, die mir den Frühling näher bringen. Am Freitag schon habe ich diese feine Dame zum Tanz ausgeführt.

Begleitet wurde sie von fröhlichen Minikringeln nach diesem Rezept. Auch die luftigen, hellgelben Schnittchen nach diesem oder diesem Rezept gehen mir nicht wieder aus dem Kopf. Und wenn der Sommer naht, dann muss endlich auch dieser Sonnentraum auf den Tisch.

Und sollte der Winter doch noch nicht von uns lassen können, dann wirkt auch eine heiße Zitronen Wunder, um ihn in Schach zu halten. Tankt Sonne!
Nikki+++
21. February 2012 
Anmutig, stark, verführerisch, mutig, feen- oder heldenhaft. Wer schlüpft nicht gern in ein Kostüm? Wer fühlt sich nicht gern mal so richtig anders?
Prinzessin oder Cowboy sein für einen Tag. Oder blauer Elefant mit weißen Punkten. Fantasie ist eine magische Kraft, die überall willkommen ist und unser Leben lebenswert macht.




Die Lust auf Farbe, am Ende des Winters packt sie uns mit ganz besonderer Macht. Bei Bora ist sie pippilangstrumpfbunt, in meiner Freitagswerkelbude feiert sie Karneval der Tiere. Eierkartons und Papprollen umhüllt mit Papier und Kleister, bemalt und der Gestaltungslust freien Lauf gelassen.

Fröhlich tanzen die Pappmachégesellen die Polonaise und lassen den Fasching kunterbunt ausklingen. Und ich hopse begeistert mit!
Nikki+++
19. February 2012 
Schon lange hat sie mich versucht. Ihre fröhliche Frabe läßt mich den Frühling ahnen. Ihr frischer Duft das Versprechen des Sommers spüren.
Lemon Curd, die spröde Angelsächsin begeistert mich mit ihrem unaufdringlichem Charme. Als Tischdame an der sonntagssüßen Teetafel ist sie unschlagbar. Sie unterhält mit cremegoldenem Esprit und feinem Witz, und ist perfekte Gesellschafterin für ihre englische Verwandtschaft, die sich bei mir inzwischen häuslich eingerichtet hat.

Das Rezept für Lemon Curd diesem Buch. Die Buttermilchscones an diesem Morgen flüstern locker und feinblättrig, dass Übung doch manchmal zur Meisterschaft führt. Deshalb hier die Übungsanleitung:
Zutaten: 280g Mehl, 50g Zucker, 2TL Backpulver, 1TL Natron, 1/2TL Salz, 125g Butter, eisgekühlt und gewürfelt, 125ml Buttermilch, 1 Ei
Mehl, Zucker, Backpulver, Natron und Salz in einer Schüssel vermischen. Butterwürfel hinzugeben und mit den Fingerspitzen in der Mehlmischung gut zerkrümeln. Anschließend alle restlichen Zutaten mit einem Holzlöffel schnell unter die Mehlmischung rühren bis ein Teig ensteht. Auf einer bemehlten Fläche einen ca. 2cm hohen Kreis formen. Mit einem Glas Kreise austechen und auf ein mit Backpapier belegtes Blech geben. Bei 200°C ca. 15-20 Minuten goldgelb backen.

Garantiert die eleganteste aller Versuchungen.
Nikki+++
PS: Noch mehr versucht werdet ihr heute hier.
16. February 2012 
Während sich der Rest der Welt, oder zumindest ein Teil davon, in farbenfohe Kostüme wirft und mit Verve die Narrische Zeit zur Tür hinauskehrt, denke ich an ein Kostüm ganz anderer Art.
Mag nun jemand sagen, dass sei doch etwas früh im Jahr, überhaupt läge ja noch Schnee und der Frühling und vielleicht noch ein Sommer vor uns. Ich finde jedoch, vorbereitet sein ist alles, ganz besonders wenn es um das Oktoberfest geht.


Kaum eines habe ich verpaßt, denn als echtes Münchner Kindl gehört ein Besuch auf der Wiesn zum Jahreslauf wie Ostern und Weihnachten. Ich erinnere noch durchaus Zeiten, wo sich nur die zutiefst verwurzelten und ganz traditionellen Münchner in ein fesches Trachtengewand warfen, wenn es hieß “O’zapft is”. Keine Oma, Mama oder sonstige Macht der Welt hätten mich damals in so ein altmodisches, verzopftes und unglaublich unlässiges Dirndl zwingen könne. Doch wie wir wissen, bleibt nichts wie es ist im Leben.
Seit einigen Jahren ist ein Dirndl nicht nur der Gipfel der Hippness, vielmehr scheint es fast, der Eintritt ins Bierzelt bliebe verwehrt, käme man nicht möglichst tief ausgeschnitten und eng geschnürt zur Wiesn.


Ich gebe offen zu, dass ich nicht ungern Opfer von Trends werde, vorallem wenn sie so attraktiv daherkommen, wie die Dirndlmode. Denn trotz allen Sinns für Praktisches wohnt ganz tief in mir noch das Mädchen, das in die roten Schuhe schlüpft, das Mieder schnürt und mit schwingenden Röcken zum Tanz geht.

Meine Stoffsammlung hat mir zum Glück einen Stapel zauberhafter Schätze geschenkt, die nun zu höchsten Ehren kommen werden. Ganz ehrlich, etwas nervös war ich schon ob der Herausforderung.
Nah an der Haut soll es liegen und die Figur betonen, so ein fesches Gwand. Viele Arbeitsstunde und größtmögliche Sorgfalt sind in das Oberteil vernäht worden. Nun ist es fast fertig und sitzt. Den Schnitt dazu lieferte mir dieses empfehlenswerte Heft.

Ganz allein bin ich nicht auf meinem Ausflug in die Welt der Trachten. In der Tat befinde ich mich in dieser äußerst sympathischen Gesellschaft. Morgen abend werden wir wieder gemeinsam stecken, heften, sticheln und uns Geschichten über’s Dirndl erzählen.
Wie meine Dirndl-Geschichte ausgeht, wird noch zu berichten sein.
Nikki+++
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meet nikki bavarian, living in virginia, homebaker and pastrylover with a passion for things made from scratch.
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