7. June 2012 
Die Handmade-Welle, vor einiger Zeit ueber den Ozean geschwappt, brachte viel spannendes Strandgut, doch leider nie eine fuer das Land der Biertrinker ganz besonders spannende Entwicklung.
Craft Breweries, das Wort bereits vielmals gehoert oder gelesen, hatte ich nie wirklich eine Idee davon, was dieser Teil der Handmade-Bewegung bedeuten koennte. Biere mit Kraeutern, Fruechten oder Kakaobohnen zu wuerzen, erschien der bayerischen Biertrinkerin bislang seltsam wunderlich und eher suspekt. Dann jedoch, in einem kleinen Staedtchen in Delaware, kam die Erkenntnis und mit ihr die Bekehrung.

Begonnen in Heimarbeit, mit viel Erfindergeist und Liebe zum Detail, ist diese kleine Brauerei inzwischen nicht mehr ganz so klein. Experiementierfreudig, vor keiner Zutat zurueckschreckend, das Design detailverliebt, das Image nachhaltig, teamorientiert, regional, zieht das kleine Bier die grosse weite Welt an. Die Brauereitouren sind ausgebucht und die Besucher tragen kistenweise das vollmundige Ale und die hochprozentigen, historischen Biere mit nach Hause.




Faszinierend die Geheimnisse der Braukunst, der schwere Hopfenduft vertraut und doch ganz neu, stockwerkhohen Tanks und Faesser und das Ergebnis eine Erleuchtung fuer den bayerischen Gaumen. Vier Sorten gab’s unterwegs zu testen, wovon Burton Baton mir das allerliebste war.

Ob der Vielfalt bleibt nur noch zu vermerken: Beerwunderland indeed!
Nikki+++
Dogfish Head Craft Brewery, 6 Cannery Village Center, Milton, DE 19968, www.dogfish.com
6. June 2012 
Es scheint, jede Speise hat ihren Platz in dieser Welt an den sie gehoert, an dem sie besser schmeckt, als ueberall sonst, an dem all ihre Besonderheit das Ungewohnte verliert. Krebse essen am Eastern Shore ist Essen wie Gott in Frankreich, nur mehr Handarbeit.

Es ist ratsam, nicht die liebsten Kleidungsstuecke zu diesem Anlass zu tragen, keine Scheu davor zu haben, Berge von Papierservietten zu verbrauchen, und die mitfuehlenden Teile der Seele zuhause zu lassen. Krebse zu essen erfordert ein gewisses Mass an Kaltschnaeuzigkeit, die sich jedoch rasch einstellt, hat man das erste Stueckchen Krebsfleisch aus der Schale geholt. Diejenigen, die gerne Krabben pulen, haben hier ein Fest, denn das zarte, weisse Fleisch von der harten Schale zu befreien, ist eine Kunst, die mit allerhoechsten Gauemnfreuden belohnt wird.

Ganz frisch aus dem Bay kommen die Schalentiere auf den Tisch, der ueblicherweise mit Packpaier gedeckt ist. Bis zu den Ellenbogen steckt man in den Ueberresten, ein Schlachtfeld am Ende, denn beim Krebse essen ist der Weg das Ziel. Eine feierliche, beinahe religioese Handlung, die bei ein bis zwei kuehlen Bieren voller Inbrunst zelebriert wird.

So endet ein Tag am Strand mit Dreck unter den Fingernaegeln und einer deftigen Wuerze auf den Lippen. Die wahre Kunst ist fuer uns aus dem kuehlen Norden jedoch, nach solch einem strahlenden Tag nicht selbst wie ein Krebslein auszusehen.
Nikki+++
5. June 2012 
Manchmal ist die Wirklichkeit ein Traum oder ein Traum ist die Wirklichkeit oder beide treffen sich in wundersamer Zufaelligkeit.
Ein Oertchen irgendwo im Nirgendwo, ein fruehsommerlicher Nachmittag, die Strassen still und traege in der warmen Sonne. Ein freundliches Haus, ein vertraeumter Garten, das Licht zaubert wundersame Muster in die Baeume.

Ein Haus, an dem die Gedanken haengen bleiben, in dem die Fantasie Purzelbaeume schlagen will, das mich umfaengt mit unaufdringlicher Schoenheit und inspirierender Eleganz.

Am liebsten wuerde ich dies Kleinod in meine Tasche packen, den Traum mitnehmen in die Wirklichkeit. Doch unmoeglich, vielmehr unnoetig, denn dies ist der Moment, in dem ich merke, dass mein Traum Wirklichkeit geworden ist.
Nikki+++
3. June 2012 
Sonntags was Feines auf den Tisch zu zaubern geht mir in der Regel leicht von der Hand, doch dieses Mal ist das sonntaegliche Suess eine echte Herausforderung. Ein sonntagssuesser Gruss aus dem Westen, eine feine Postkarte in die Heimat, was sonst locker und elegant aus der Form und von der Tastatur springt, ist an diesem Sonntag eine Uebung in Improvisation, Umdenken, Ausprobieren, ein Wagnis sozusagen.

Die Umrechnerei gelang ganz schnell dank den Tabellen und Kalkulatoren in der Weite des Internets. Doch schon die Zutaten wollten sich nicht so ganz fuegen. Nicht zu erwaehnen die Werkzeuge, die sich sperrig zeigten und voll von geheimnisvoller, unbegrenzter Funktionalitaet. Der hiesige Ofen hatte mir bereits zwei Tage vorher eine gehoerige Portion Respekt verpasst. Und dann zu guter Letzt der Mangel an Umlauten auf dieser Tastatur.


Nun muss ich ehrlicherweise gestehen, dass der Westen, so wild er sich auch gebaerden mag, nicht wirklich die Diaspora fuer die kultivierte, europaeische Kuchenbaekerin ist. Mit etwas Geduld lassen sich durchaus die gewohnten Formen und Ruehrwerkzeuge auftreiben und auch die Oefen tun letztendlich nichts anderes, als heiss zu werden.

Und ob der Frische der Limetten und der Ueppigkeit des Frischkaeses bleibt noch zu vermerken, dass so manche Zutat die Heimat dann doch ganz schnell vergessen laesst.

Mit New York Chesse Cake geht hier die Sonne auf, waehrend dort drueben bereits der Kaffeetisch gedeckt wird. Genossen wird das Suess heute in netter Gesellschaft, an einem Ort etwas weiter suedlich als seine Namensgeberin, die niemals schlaeft. An einem Ort, an dem die Vokale sanfter und das Laecheln waermer werden, an einem Ort, der mein Herz fuer immer beruehren wird.
Nikki+++
PS: mehr Suess hat heute Katrin auf dem Notizblock.
24. May 2012 
Jedes Jahr um diese Zeit zieht es mich in die Ferne. Wie ein Zugvogel trägt mich der Wind hinweg über das blaue Meer, hin an einen Ort der einmal Zuhause war. Einst ein Ort, der große Freiheit versprach, heute ein Ort, um den Kopf in die Wolken zu heben und die Füße im Wasser baumeln zu lassen. Inspiration, Gedankenspiel, Pause.
“Sehnsuchtsflügel können weit fliegen, ziehen ihre Spuren, fliegen hoch und weit über das Meer”, so schrieb mir heute jemand Lieber. Die ersten Worte für mein Reisetagebuch, dem sicher noch einige folgen wollen.
Ich bin dann mal…westwärts!
Nikki+++
PS: den Teller ziert eine Applikation gedruckt auf Transferfolie. Ein erster Versuch.
22. May 2012 
Der Häkelei hängt nur allzu oft der Ruf des Verzopftseins an. Es wird vermutet sie sei Kunst ältlicher Damen, die unermüdlich Leinen mit Häkelspitze umrunden oder sämtliche Küchen ihrer Anverwandten mit Topflappen ausstatten.
Doch Luftmaschen, feste Maschen, Stäbchen, Doppelstäbchen, halbe Stäbchen und Kettmaschen stellen ihr Licht gerne unter den Scheffel. Tatsächlich sind sie nicht so langweilig, wei sie oft von sich behaupten. Bei naturmama kann man immer wieder die Schönheit der Häkelkunst betrachten. In purem Understatement kommen die Blümchen, Nester und Spitzen daher. Und nicht zuletzt in der Luna-Lampe findet sich die ganze Poppigkeit der Filethäkelei wieder. rosa p. haucht Häkelmustern Frühlingsgefühle ein und zaubert Eleganz aufs Sofa.

Granny Squares, vielfältig, vielfarbig, vielgeliebt, sind die von mir bevorzugten Resteverwerter. Ein Kissen aus den hübschen Retro-Quadraten läßt auf meinem Sofa schon länger die Sonne aufgehen. Mein Häkelgesellinnenstück war ganz sicher dieser waghalsige Zweiteiler.
Nicht immer kann ich jedoch die nötige Gedul aufbringen, um wochenlang Schlinge um Schlinge aneinanderzureihen. Deshalb in diesem Fall nur zwei farbenfrohe Quadrate, die sich schnell zu einer fröhlichen Frühlingsbegleiterin zusammenfügten.

Das Sommerpink hat nochmals ein Plätzchen gefunden, umrahmt von Sand und Himmel. Stäbchen schmiegen sich zu dreien aneinander und entfalten im Quadrat ganz hemmungslosen Retrocharme.

Die Griffe aus Bambus, haben den Weg zu mir aus einem aufgelösten Nähhaushalt gefunden. Meine neueste Trophäe schmückend, sind sie Beweis, dass es sich lohnt, der Sammelleidenschaft zu frönen.
Nikki+++
20. May 2012 
Heute schenkt mir der Morgen ein Lächeln. Ein sonniges Lächeln am blauen Himmel, ein fliederduftendes Lächeln in meinem Garten, ein liebevolles Lächeln über ein Geschenk, ein begeistertes Lächeln über einen aufmerksamen Gedanken, eine humorvolles Lächeln über ein zu Herzen gehendes Bild, ein bleibendes Lächeln über geteilte Worte. Und ein zitronenhelles Lächeln über gute Laune machende Lemon Bars auf meinem sonntagsüßen Tisch.

Lange habe ich allerlei Rezepte für zitronige Schnittchen gesammelt und sie mir auf die virtuelle und nicht virtuelle Wand gepinnt. Nun flatterte ein Heft ins Haus, das schon lange nicht mehr hier gelandet war. Mit einer freundlichen Geste kam es herein, mit einem Lächeln, das voll liebgewonnener Erinnerungen steckt. Darin ein Schnittchenrezept, ganz simpel und schnell, das noch am Abend einen süßen Duft durch das Zuhause schickte.

Geteilte Schnittchen sind doppelte Schnittchen und so wird das zitronige Süß heute mit einem dankbaren Lächeln geteilt. Dank für eine liebe Geste, Dank für einen tollen Fund, Dank für nie versiegenden Humor und ganz besonderen Dank für offene Ohren und anregende Worte. Ihr alle zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht.
Nikki+++
PS: mehr Lächeln serviert heute das Fräulein an dieser Stelle.
16. May 2012 
Die Eisheiligen schicken einen bitterkalten Hauch über das Land und über einen zu trockenen Frühling wagt sich in diesem Jahr kaum einer zu beklagen. Nur selten läßt die Sonne den blühenden Flieder erstrahlen und schon fast darf man vermuten, dass dieser eher verwaschen als verträumt sein wird in diesem Mai.
Trotz des kühlen Windes in den letzten Tagen ist mein Optimismus den Sommer betreffend ungebrochen. Vielmehr lass ich es mir nicht nehmen, sommerliche Temperaturen an der Nähmaschine zu beschwören. Noch ein Sommerkleid entsteht, pink, beinahe neon, in dieser Version dem diesjährigen Modetrend der starken Farben folgend.

Eigentlich bin ich, was die Farbwahl für meine Kleidung angeht, weniger mutig und wähle lieber zwischen Weiß, Blau, Schwarz und allen Schattierungen von Grau. Doch diesem superpinken Pink konnte ich dann doch nicht widerstehen. Ein Hauch von Jersey, ein Trägerteilchen, schon sehe ich mich neonfarben umweht durch die laue Sommerbrise schlendern.

Den eisigen Temperaturen geschuldet, trage ich den neonpinken Sommertraum mit einer Lage Stoff darunter. Doch glaube ich fest an die Sommertage, die mich mein neuestes Schmuckstück auf bloßer Haut tragen lassen…zum Anbeißen, oder?
Nikki+++
PS: noch mehr feine Kleidungsstückchen gibt es heute beim Me Made Mittwoch.
13. May 2012 
Noch fast im Dämmerlicht Getrappel nackter Füße über das Parkett. Geklapper, Geklirr und dann für eine Weile unheimlich still. Ein Stimmchen, das zu Tisch mich bittet und doch sich überzeugen läßt, ein Stündchen noch mit mir ins Bett zu schlüpfen.
Kind sein, Mutter sein, viel Glück und ebensoviel Reibungsfläche. Größer werden, am Leben wachsen und wenn schon lange selber Mutter, stets immer noch ein Kind zu sei. Kind sein, Mutter sein, voll unterschiedlicher Bedeutung, voll Zuneigung und voll Widerstand, voll Freude und voll von Konflikt, voll Sinnlichkeit und voll der Unsinnigkeit.
Um dieser Ambivalenz gerecht zu werden, zum Muttertag Strawberry Shortcake, genüßliches und dennoch schnelles Süß.
Zutaten: 1 1/2 Tassen Mehl, 1/2 Tasse Maismehl, 2 Teelöffel Backpulver, 1/2 Teelöffel Baking Soda, 1/2 Teelöffel Salz, 2 Esslöffel Zucker, 6 Esslöffel kalte Butter in Stückchen, 3/4 Tasse Buttermilch, Erdbeeren, Zucker, 200 ml Schlagsahne
Mehl, Maismehl, Backpulver, Baking Soda, Salz und Zucker in einer Rührschüssel mischen. Die kalte Butter schnell mit den Fingerspitzen einarbeiten, sodass ein bröseliger Teig entsteht. Nun die Buttermilch hinzugeben und schnell einarbeiten. Nicht zu lange kneten. Den Teig auf einer mit Mehl bestäubten Fläche zu einem 2 cm dicken Kreis formen. Mit einem bemehlten Glas Kreise ausstechen, diese auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech setzen und mit Buttermilch bestreichen. Im vorgeheizten Ofen bei 220°C ca. 15 Minuten goldbraun backen.
Erdbeeren waschen, vierteln und mit zwei Esslöffeln Zucker bestreuen. Sahne steif schlagen. Die Shortcakes durchschneiden, mit den Erdbeeren belegen, die obere Hälfte darauf setzen und mit Schlagsahne bestreichen.

Mutter sein, Kind sein, geliebt werden.
Nikki+++
PS: noch mehr Muttertagsüberraschungen gibt es heute hier.
9. May 2012 
Kürzlich hat L. mir Stoff gebracht. Direkt aus Tansania, in den Trendfarben des vergangenen Sommers. Der Rollschneider hat mir nach längerer Pause wieder einmal treu zur Seite gestanden und eine Unmenge an bunten Streifen produziert. Diagonal zum Fadenlauf geschnitten, lassen sich die 3 Zentimeter breiten Streifen auf einem Baumwollfutter schön in die Kurve legen.

Rundum gestreift, in königlichem Blau und Grün, die Knie umspielend mit Schwung. Die Kanten unversäubert, ein wenig ungebärdig wie das Gras der Steppe. Sommerlich frisch die Farben, erinnernd an das Blau des Himmels und das Weiß der schneebedeckten Gipfel im Osten Afrikas.

Stolz bin ich auf das Ergebnis und trage es gar königlich. Muster, farbenfroh, fremd und faszinierend, sie werden mich durch den Sommer begleiten.

Einige Streifen sind noch übrig, für einen weiteren, königlichen Rock. Wie wär’s L.?
Nikki+++
PS: noch mehr königliche Gewänder finden sich heute beim Me Made Mittwoch.
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meet nikki bavarian, living in virginia, homebaker and pastrylover with a passion for things made from scratch.
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