26. July 2012 
Wenn die Grillen ganz laut singen und ihr Zirpen selbst in regenreichen Nächten nicht vollständig erstirbt, dann weiß ich, dass ich die Schere zücken und mit dem großen Schneiden beginnen muss. Noch vor dem Mittagsläuten wollen sie geerntet werden, wenn die Morgensonne gerade so die nächtliche Feuchtigkeit getrocknet hat.
Man glaubt es kaum, doch das regenreiche Frühjahr hat die sonnenverliebten Kräuter aus dem Boden schießen lassen. So üppig blüht der wilde Majoran, dass damit die Pizzableche, Soßentöpfe und Focacciabrote einiger italienischer Großküchen gewürzt werden könnten. Doch auch der Lavendel zeigt sich von seiner schönsten Seite und dem Salbei hat selbst der eisige Februar nichts anhaben können. Nur den Rosmarin rette ich jedes Jahr ins kühle, frostfeie Winterquartier, wo er sich ausruht, um im Frühsommer mächtig ins Kraut zu schießen. Zuverlässig würzt er mir Plätzchen und Kuchen, ein unermüdlicher und unverzichtbarer Geselle in meiner Küche.
Endlich getrocknet, werden die Lavendelblüten gezupft, Rosmarin und Salbei fein gemahlen und Blätter und Blüten des wilden Majoran zwischen den Fingern grob zerrieben. Bis zum nächsten Jahr um diese Zeit werden sie mir den Sommer auf die Zunge und den Duft der Macchia in die Nase zaubern und mir das Lied der Grillen im Herzen bewahren.
Nikki+++
24. July 2012 
Zart leuchten mir zwei kleine Monde durch die laue Sommernacht. Ballons gaben die Form, in üppig Kleister eingetaucht, umhüllt von einem Hauch von Spitzenrest, den einmal mehr die Stoffsammlung ganz plötzlich freigegeben hat.
Das sanfte Leuchten der Lichter bezaubert mich, die steifen Fältchen wie gestärkt, die zarten Blümchen werfen Muster, so leicht und verspielt der Schein im blauen Abendlicht.

Der Sommer hat uns nochmals wieder. Genießt die hellblauen Nächte!
Nikki+++
23. July 2012 
Es muss nicht immer ein raffinierter Kuchen sein, der mir den Nachmittag versüßt. Manchmal reicht auch eine kleine, feine Begleitung, die mich durch die Ruhe vor und nach dem Sturm des Tages führt.
Honey Graham Crackers, honigsüß mit einem Hauch von dunkel-goldenem Rübesirup, zwei zu eins Vollkorn- und Weizenmehl, karamellig, köstlich, armomatisch. Wenn ein Moment der Pause kommt, ein kräftiger Duft in meine Nase steigt, sich Stille auf meine angeregten Nerven legt und Ruhe einkehrt in meinem wirbelden Gemüt, dann sind sie mir die liebsten aller Begleiter.


Zutaten: 1 1/2 Tassen & 2 Eßlöffel Vollkornmel, 3/4 Tasse & 1 Eßlöffel Weizenmehl, 1/2 Teelöffel Salz, 1/2 Teelöffel Natron, 4 Eßlöffel Butter, 1/2 Tasse Rohrohrzucker, 1/4 Tasse & 1 Eßlöffel Honig, 2 Eßlöffel Zuckerrübensirup, 1 Ei
Mehl, Salz, Natron in einer Schüssel mischen. In einer weiteren Schüssel Butter und Zucker schaumig rühren, Honig, Sirup und Ei unterrühren. Anschließend die Mehlmischung hinzufügen und zu einem festen Teig verarbeiten. Im Kühlschrank mindestens eine Stunde ruhen lassen.
Ofen bei 180°C vorheizen. Ein Backblech mit Backpapier belegen. Den Teig in Portionen möglichst dünn ausrollen, dabei Hände, Arbeitsfläche und Werkzeuge mit Mehl bestäuben. Mit einem Teigrädchen oder einer Austechform Kekse ausstechen, auf das Backblech legen und mit einer Gabel Löcher hineinstechen. 10 – 12 Minuten im Ofen backen, anschließend auf einem Kuchengitter auskühlen lassen. (nach einem Rezept von Confections of a Foodie Bride)

Anbei noch ein Tipp für das Reisen ins englischsprachige Ausland: wer nicht wie ich permanent zur humoristischen Einlage mutieren möchte, der spreche “Graham” in einer Silbe aus, also “Gr’am”. Ansonsten könnte es passieren, dass etwas gänzlich anderes als Begleitung am Nachmittag serviert wird.
Nach dieser Schlaumeierei jetzt erst einmal essen!
Nikki+++
PS: die zauberhaften Einweckgläser gibt es zu bestellen im Secherspack direkt über den Weck-Onlineshop.
16. July 2012 
Was ist schöner, als frühmorgens aus dem Bett zu kriechen, den Ofen einzuschalten, nur um nochmals ein halbes Stündchen zurückzukehren in die Welt der Träume. Dann die Hände in Mehl zu tauchen, den Teig, der über Nacht in der Schüssel ruhte, aus dem Schlaf zu holen, um ihm sanft die endgültige Form zu geben. Vom Duft umfangen, die erste Kanne stark und schwarz zu brühen und dann noch warm die Mandeln knacken und die Beeren auf der Zunge schmelzen lassen.
Cranberry-Mandel-Brot, frisch auf den Frühstückstisch und der Tag kann nur noch sonnig werden. Aus zweierlei Mehl der Teig, mit Sauerteigextrakt versehen, die Kruste mit Weizenkleie eingestäubt und auf dem Brotbackstein besonders knusperfein gebacken. So hol ich mir die Sonnewärme auf den Tisch, auch wenn der Sommer eine Pause macht.





Zutaten: 150g ganze Mandeln, 150g Cranberries, 400g Weizenmehl, 100g Roggenvollkornmehl, 1TL Salz, 350g lauwarmes Wasser, 1 Würfel frische Hefe, 1/2 Päckchen Sauerteigextrakt, 6 El Wezenkleie
Mandeln und Cranberries grob hacken, aus Mehl, Salz, Hefe, Sauerteigextrakt und Wasser einen Teig herstellen und ca. 5 Minuten mit den Knethaken kneten. Mandeln und Cranberries mit bemehlten Händen einarbeiten. Den Teig zurück in die Schüssel geben und mindestens eine Stunde ruhen lassen.
Anschließend den Teig mit bemehlten Händen nochmals kneten und zwei ovale Brotlaiberl formen. Auf dem Backblech bei 220°C ca. 35 Minuten oder auf dem Backstein ca. 15 Minuten backen. (nach einem Rezept von Alnatura).
Zum feinen Brot schmeckt ganz besonders JenMu(a)s hausgemachter Käse, unsere liebste Blütenbutter oder Caros exquistes Rosensüß.

Dafür lohnt es sich aufzustehen, auch noch am Montag und am Dienstag.
Nikki+++
13. July 2012 
An manchen Tagen fühle ich schon vor dem Aufstehen, dass es heute Überwindung kosten wird. Wenn gleichmäßiges Rauschen vor dem Fenster viel Wasser vom Himmel verkündet und eine kühle Brise in die bisher sommerlich aufgewärmte Wohnung dringt. Dann würde ich mich lieber noch einmal umdrehen in den warmen Federn und das Grau des Himmels noch ein Weilchen ignorieren.
Doch immer wenn der innerliche Schubser mich dann doch die Schuhe schnüren läßt und ich den Kopf unter dem Regen neige, weiß ich, dass ein Lauf im Wasser umgeben die Lebensgeister ganz besonders weckt. Der Körper aufgeheizt von der Bewegung, läßt die kühle Luft einfach verdampfen. Unvermutet saugt die Seele die graue Feuchtigkeit auf wie ein Schwamm und wandelt sie in bunte Lebensfreude.
Ein himbeerroter Sommersaft trifft dann direkt mein Stimmungshoch. Banane, frische Beeren, etwas Apfelsaft püriert läßt mich mit einem Tag voll Regenrauschen und Dämmerlicht rundum zufrieden sein.
Nikki+++
12. July 2012 
Sie sind wahrlich verführerisch, die sonnengeröteten Äpfel aus dem Paradies. Caro hat im letzten Sommer ihre köstliche Vielfalt besungen, in einem kleinen Photoessay zu Ehren der Paradeiser.
Mir am allerliebsten sind sie in einer schnellen Pastasoße, mit der ich auch kritische Gemüter an meinem Tisch begeistern kann. Frisch, am besten in der länglichen Form der römischen Tomaten, werden sie gewürfelt, in Oliven öl angebraten, mit einem Teelöffel Zucker bestäubt und mit Salz und Pfeffer gewürzt. In einer gußeisernen Pfanne geschmort, verkocht die Flüssigkeit und läßt das hellrote Fruchtfleisch süß und aromatisch zum Vorschein kommen. Auf bissfest gegarter Tagliatelle machen sie die allerbeste Figur, la bella figura, wie die Leute im Süden sagen.

Wahrlich das Tüpfelchen auf der paradiesischen Speise ist jedoch der in frischem Tymian gebackene Ricotta. Mit Olivenöl, Meersalz und geriebenen Pfefferkörnern besprenkelt, zwanzig Minuten bei 200°C im Ofen leicht gebräunt, ist er die Krönung auf der sommerroten Pastaspeise.

Einstimmiges Fazit an unserem Tisch: super-schnell, super-fein und ewige Leidenschaft weckend.
Nikki+++
11. July 2012 
Konfitüre wird üblicherweise durch sprudelnd kochende Hitze und viel Zucker haltbar und streichfest. Bisher habe ich mich immer an diese Methode des Marmeladkochens gehalten, obwohl ich schon lange mit der rohgerührten Variante liebäugelte. Äußerst begehrenswerte Eigenschaften wie intensiver, fruchtiger Geschmack, herrliche Frische und zurückhaltende Süße werden den roh gerührten Konfitüren nachgesagt. Echtes Understatement im Konfitürenkosmos.
Meine Berührungsängste ob der mangelnden Konservierung habe ich erst kürzlich überwunden, als die köstlich klingende Aprikosen-Minzetarte eine Füllung mit roh gerührter Kirschkonfitüre erforderte. Statt süßer Kirschen kamen kleine, hellrote Sauerkirschen, von ihrem Kern befreit, in meinen Topf. Der Passierstab stand mir hilfreich zur Seite und verwandelte unter Beigabe von nur drei Eßlöffeln Honig die hübschen Früchte in einen tiefroten Saft.
Die doch sehr flüssige Konsistenz ließ mich erneut bezweifeln, dass solch ein roh gerührtes Unterfangen den Anforderungen an einen Brotaufstrich je gerecht werden könne. Doch wie so oft half eine Nacht im Kühlscharnk und darüber schlafen, um aus feinem Kirschsaft außergewöhnlich frische, fruchtige, köstliche Sauerkirschkonfitüre zu zaubern und meine letzten Zweifel zu beseitigen.

Schönheitstipps für die Diva unter den Konfitüren: in ein sauberes, heiß ausgespültes Glas geben, luftdicht verschließen, dauerhaft kühlen und möglichst schnell verzehren.
Nikki+++
10. July 2012 
Viele Jahre konnte ich sie nicht leiden, rote Rüben, die ich hier im Süden immer nur als Salatbeilage, ertränkt in süßsaurer Soße kannte. Bleibt mir nur weg damit, dachte ich, bis ich mich im Sommer vor einigen Jahren als fleissige Gärtnerin auf einer Ackerparzelle versuchte. Zuhauf zog ich die dicken Roten aus dem Boden und wusste so Garnichts mit ihnen anzufangen
Bis mir eine Freundin aus dem Norden verriet, wie man sie wirklich zubereitet. Rote Bete mit Kartoffeln im Ofen gebacken war einer ihrer Tipps, der mir dauerhaftes Vergnügen mit den bis dahin so unangenehm auffallenden Rüben verschaffte.
Je nach gewünschter Menge werden ein bis zwei Rote Bete und eine ebensolche Menge festkochender Kartoffeln geschält und in Würfel geschnitten. In eine feuerfeste Form geben, mit etwas Olivenö benetzen und kräftig mit Meersalz und Pfeffer würzen. Frische Salbeiblätter zaubern zusätzlich Sommergeschmack. Bei 220²C im vorgeheizten Backofen ca. 30 Minuten backen.
In der herbstlichen Variante stehen den Roten Beten Süßkartoffeln zur Seite. Bei beiden Kombinationen sind Sauerrahm oder Creme fraiche unabdingbare Begleiter.
Zieht sie fleissig, eure Rüben!
Nikki+++
9. July 2012
Rot ist meine Farbe in diesem Sommer. Das Leuchten der Gartenfrüchte lässt mich nicht los.
Kraftvoll und köstlich, sinnlich und verführerisch, liebevoll und zärtlich.
Nicht umsonst ist Rot die Farbe des Herzens und der Leidenschaft. Mit Passion wühle ich mich durch Kochbücher, sammle Eindrücke und Inspiration im Netz, verwöhne mich mit allerlei Rotem auf dem Tisch.
Rote Gaumenfreuden erwarten euch hier in den nächsten Tagen. Laßt euch verführen oder verratet mir eure sommerliche Passion.
Nikki+++
8. July 2012 
Ein Sommermorgen, Frische, Strahlen, Sonne draußen und auf meinem Frühstückstisch. Von alten, liebgewonnenen Gewohnheiten verabschiede ich mich nur schwer und auch wenn der Sonntag nun kein gemeinsames Süß mehr bringt, so will ich doch auf mein eigenes, kleines, süßes Glück nicht verzichten.
Leuchtend in Sommerfarben steht die Schönheit vor mir. Gerade eben aus den Laken gekrochen, so scheint es, rosig die Wangen, Minzgeschmack auf den Lippen. Nochmals ein Rezept von Jacqui, die mich mit ihren rohen Köstlichkeiten begeistert. Roh der Boden aus Mandeln, Datteln und Kokosflocken, ein Bett aus leuchtenden, rohgerührten Sauerkirschen, die Aprikosen unbehandelt, glasiert mit Honig-Zitronen-Minze-Sud. Es hat etwas für sich, in der Hitze des Sommers den Backofen links liegen zu lassen.



Wer kann bei solch sommerlicher Verheißung noch lange im Bett liegen bleiben? Raus aus den Ferdern, der See ruft!
Nikki+++
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meet nikki bavarian, living in virginia, homebaker and pastrylover with a passion for things made from scratch.
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