27. March 2013 
Manche meiner Projekte suchen lange nach ihrer Bestimmung. Sie liegen und warten, bis ihre Zeit gekommen ist. So auch mein Rosenresli, die Sechsecke im Herzen handgestückelt und handgestichelt. Fast drei unglaubliche Jahre lang hat sie mich begleitet durch die Jahreszeiten und die Lebenswanderungen. Hier war bereits einmal die Rede von der engen und dauerhaften Zweisamkeit, die uns verband.


Das Resli trägt Rosen im Herzen und Rosen am Saum. Sanft mäanderte die Maschine am breiten Rand entlang. Hinterließ Spuren, die bereits gegangen waren und weist die Richtung für zukünftige Routen.
Rosenresli reist und wird eine neue Heimat finden. Unzählige Geschichten wird sie uns von den Erlebnissen in der Ferne zu berichten wissen. Steffi hat sich kürzlich solche in Stoff gefügten Erzählungen gewünscht. Rosenresli fügt eine hinzu.

Rosenresli reist und wir freuen uns auf ein Wiedersehen!
Nikki+++
25. March 2013 
Sprengsel von Weiß und Grün auf unserem Tisch, Schneeglöckchen, Märzenbecher, Krokus, immer noch versteckt im Schnee…warten auf den Frühling mit Muße und Genuss.
Ferienzeit, Zeit die Tage entwicklen zu lassen, Zeit für Langsamkeit, Zeit für Fingerübungen und Gedankenreisen. Wir verbringen die Zeit geruhsam, haben selbst für den süßen Teil des Tages die Werkzeuge im Schrank gelassen und in seeliger Ruhe die Finger wandern lassen. Gebröselt, gekrümelt, gebröckelt, gestückelt.



Der Vorteil der unendlichen Eiszeit: sie kühlt unerbittlich und schnell, auch den fingerfertigen Schokoladentraum nach einem Rezept von hier.
Zutaten: 200 g Vollkornkekse, 110g Walnüsse, grob gehackt, 110 g Pistazienkerne, ganz, 10 g getrocknete Cranberries, 2 Baiser-Nester, zerbröselt, 150 g Margarine, 1 Esslöffel Goldschaft-Sirup, 200 g Zartbitter-Schokolade
Kekse in kleine Stücke brechen, mit Nüssen, Pistazien, Cranberries und Baiser in einer Schüssel mischen. Die Schokolade mit Sirup und Margarine über dem Wasserbad schmelzen, etwas abkühlen lassen.
Alle Zutaten verrühren, die Mischung in eine mit Butterbrotpapier ausgelegte Kastenform geben. Kalt stellen. Wenn die Masse fest ist, aus der Form stürzen und mit einem scharfen Messer in 1 cm breite Scheiben schneiden.

Die Finger geruhsam durch die Schokoladensee und die Gedanken über das blaue Wasser auf Wanderschaft geschickt. Warten mit Muße und Genuss auf Sprengsel von Grün und Weiß.
Nikki+++
20. March 2013 
“Schwarz und Weiß!”, so rief einst die Kunstlehrerin der Klasse zu – dazu sei zu bemerken, dass ‘einst’ wirklich in grauer Vorzeit meint – “Schwarz und Weiß!”, so klang es ungeduldig, fast bedrohlich durch den Raum, “Schwarz und Weiß!”, wiederholte sie unermüdlich mit dem großväterlicherseits vertrautem Siebenbürgener Akzent, “Schwarz und Weiß!”, schallte es unmittelbar, da konnten wir uns sicher sein, wenn wir uns wieder in jugendlichem Überschwang verloren, “Schwarz und Weiß!”, die grauen Augen blickten streng durch Brillengläser, “sind keine Farben!”.

So sprach sie und vergaß, dass wir fernsahen in schwarz-weiss. Auch wenn wir Farben sahen, so sahen wir Schwarz und Weiß und Grau. Abwesenheit der Farbe ließ uns Farbe sehen, in Mustern, Strukturen und Konturen. Wir Kinder der Siebziger, aufgewachsen in einer Zeit des farblichen Übermuts, fanden Erholung in schwarz-weiß.

Noch heute sucht mein Auge ab und an die Ruhe in der Nichtfarbigkeit, findet Vielfalt und Inspiration im schlichten Gewand. In der Ruhe liegt die Kraft, so heißt es, die Stärke von Schwarz und Weiß ist die Zurückgenommenheit.
Mein Beitrag zum Me Made Mittwoch eine Übung in Zurückhaltung, geradlinig in A-Form, reduziert auf Wesentliches. Der Schnitt erneut von hier, an einem Vormittag zu nähen, um ihn abends auszuführen. Das Material lag lang vergessen, fand nun die Form, die ihm vorherbestimmt war.

Schwarz und Weiß sind keine und doch alle Farben, lassen Raum für Fantasie und Interpretation.
In ihrer Ruhe liegen alle Möglichkeiten, geben Struktur und Kraft in der Vielfarbigkeit.
Nikki+++
17. March 2013 
Durchwachsene Tage benötigen schnelles Süß, um die Sonne draußen nicht zu verpassen und am nächsten Tag bei hereinziehenden Wolken mit genügend Nachmittagssknabberei versorgt zu sein.
Die schlichten, veganen Schnittchen verlasssen sich nur auf die Süße der getrockneten Datteln. Etwas mehr Salz als im Rezept gibt ein feines Gegengewicht und bleibt gemeinsam mit dem Aroma des Kokosöls noch ein wenig auf den Lippen hängen. Das Rezept für die rohe Backware von hier.
Zutaten für den Teig: 1,5 Tassen ganze Madeln Mandeln, 1,5 Tassen Haferflocken, 1/2 Teelöffel Meersalz, 10 getrocknete Datteln, entsteint, 1/4 Tasse Kokosöl
Eine rechteckige Backform (ca. 20 x 30 cm) mit zwei Lagen Backpapier auslegen. Das Papier im rechten Winkel zueinander drehen. Die Madeln Mandeln, Salz und Haferflocken im Blitzhacker zerkleinern, Datteln hinzugeben und hacken, bis feine Krümel entstehen. Das Kokosöl schmelzen und zur Mischung geben. Eventuell noch etwas Öl hinzufügen, bis ein klebriger Teig entsteht. 3/4 der Mischung in die Backform drücken, 1/4 davon zur Seite stellen.
Zutaten für die Füllung: 25 getrocknete Datteln, entsteint, 1/2 Tasse warmes Wasser
Datteln im Blitzhacker zerkleinern und nach und nach Wasser hinzugeben bis eine feine Paste entsteht. Die Paste auf den Mandel-Haferflockenboden geben und verstreichen. Den restlichen Krümelteig darüberstreuen und festdrücken. Alles ca. 3 Stunden kalt stellen.
In Stücke schneiden und im Kühlschrank zum Verzehr aufbewahren.

Auch fein als Pausenfüller, Wanderproviant, Wartezeitverkürzer oder geruhsamer Ausklang.
Hält in jedem Fall ein Wochenende vor und klingt auch in die Woche nach.
Nikki+++
14. March 2013 
…weiß, weiß, weiß…
anstatt Buntes, anstatt Blüten, anstatt Grün. Man ahnt schon, dass dort Etwas sein muss, unter dem Schnee, zaghaft noch, unsicher ob der scharfen Kälte, die wieder Einzug hielt.
Ich hoffe weiter, unverzagt und will vorbereitet sein, wenn der Frühling endlich die Oberhand gewinnt.

Stock um Stock wächst das Nest auf meinem Tisch, bereitet sich vor auf Frühlingsgäste. Willkommen ruft es, zieht ein, seid gegrüßt! Geschützt sollt ihr sein, vor Frische und Böen. Der Sonne entgegen sollt ihr die Nasen recken, kuschelnd im raschelnden Bett.

So kunstfertig wie die geschnäbelten Bauherren bin ich auf keinen Fall. Der Heisskleber verhilft mir zur Stabilität, wo sonst gefiederte Ingenieurskunst Zusammenhalt schafft.
Statt Federn, Moos und Allerlei biete ich ein Schredderbett als warmes Nest. Not machte kürzlich erfinderisch und führte zu feinfädrigem Buchstabensalat. Wiederverwertung wie sie mir hier und hier bereits Freude machte.
Nun bin ich gespannt und warte auf…

…gelb, rot, pink, blau, lila, orange, grün…
Nikki+++
10. March 2013 
Die Sonne hat sich nochmals ins warme Wolkenfederbett verzogen. So ganz bereit für Frühligsfreuden war sie wohl noch nicht. Still und wieder grauer begrüßt mich der Morgen. Doch weiß ich, dass man sich Sonnenstrahlen zaubern kann, wenn sie sich selber noch nicht traut.

Es schimmert durch die feine Ruhe des sonntäglichen Morgens ein Küchlein, sonnig und warm. Fenchelsamen und Orangen in Mandelmehl gebettet, erinnern an Süden und versichern mir, dass sie nur noch ein wenig Schönheitsschlaf benötigt, die holde, elegante, die sonnige Madam.

Zutaten für Kuchen: 3 Tassen Mandelmehl, 1/2 Teelöffel Salz, 1 1/2 Teelöffel Natron, 1 1/2 Esslöffel Fenchelsamen, 3 Eier, 1/4 Tasse Naturjogurt, 1/4 Tasse Honig, 1/2 Teelöffel Vanilleextrakt, 1/3 Tasse frisch gepresster Orangensaft, Schale einer Bioorange.
Zutaten für Guss: 1 1/2 Esslöffel Honig, 1 1/2 Esslöffel Margarine, 1 1/2 Esslöffel Orangensaft verrühren.
Den Ofen auf 180°C vorheize, Backformen oder Muffinformen fetten und mehlen. In einer kleinen Pfanne die Fenchelsamen bei niedriger Hitze kurz rösten, dann mit dem Möser zerreiben.
Mehl, Salz, Backnatron und Fenchelsamen in einer Schüssel mischen. In einer weiteren Schüssel Eier, Jogurt, Honig, Vanille, Orangensaft und Orangenschale verrühren. Mit den trockenen Zutaten kurz verrühren , in die Backformen füllen und ca. 25 Minuten backen.

Auskühlen lassen, aus den Formen stürzen, für mehr Morgensüße mit Guss überziehen und….lächeln.
Nikki+++
PS: Morgensonne gezaubert nach einem Rezept von hier.
5. March 2013 
Ein wenig geliehen ist es, das heutige Motto, von Caro, die kürzlich ganz zauberhaft berichtete über alles was selbst gemacht blüht und gerne Blüte sein möchte und doch keine ist, aber uns umso besser über die lange Zeit bis zum Start der Blütensaison hinwegtröstet. In diesem Moment wohl geteilte Vorfreude und ein Gedanke, denn ich möchte bitte auch gern endlich Blüten.

Hier am Start vor dem Start ein paar mehr Möchte-Gern-Blüten, die es sich in Zweigen gemütlich gemacht haben. Die Gabel gezückt, gewickelt und ruck-zuck gute Laune in unser Zimmer gezaubert.

Dazu unwiederstehlich heller Sonnenschein am späten Nachmittag, der sich durchs Fenster schiebt und den Staub flirren und tanzen läßt. Kribbelig und fröhlich, luftig und licht, zaubern mir die Möchte-Gern-Blüten ein Lächeln ins Herz und ins Gesicht.
Nikki+++
3. March 2013 
Manchmal verläuft der Weg durchs Leben nur annähernd wie vorgestellt. Manchmal schlägt er Haken, plötzlich und unverblümt. Zwingt, den ursprünglichen Plan zu überdenken und sich der neuen Richtung anzunähern.
Annäherung an einen Teil der Welt, der mir einst nah und doch Jahre in der Erinnerung entschwunden war. Annäherung an Mut und Zuversicht nach einer Zeit wackliger Knie. Annäherung an Ungewohntes und Bereicherndes nach einer Zeit erstarrter Seele. Annäherung an Hoffnung und Gelassenheit nach einer Zeit zitternden Herzens.
…annähern…Nikki Out West…wer mag, darf mich begleiten….


Oft blicken wir von fern auf ein Land, das wir vermeintlich kennen. Oft glauben wir, ein noch so junger Kontinent könnte niemals die Rafinesse zeigen, die wir uns in hunderten von Jahren umzulegen glaubten. Die Esskultur, sollte es sie dort geben, sei nur geborgt und das auch nur zur Hälfte. Und doch, blickt man von nah, so zeigt sich ganz viel Eigenes.

Annähern in Süß an diesem Sonntag. Annähern an kühle Frische, pastellsanfte Farben, tropische Süße. Annähern an faule Nachmittage und sonnenwarmen Stille. Key Lime Pie, der Leckerbissen von der Insel, voll herbfrischer Limetten, die die Lippen kühlen.


Zutaten für den Kuchenboden: 1 1/4 Tassen zerbröselte Vollkorn-Butterkekse, 5 Esslöffel geschmolzene Margarine, 3 Esslöffel Rohrohrzucker
Den Ofen auf 175°C vorheizen. Die Keksbrösel, die geschmolzene Margarine und den Zucker vermischen und in eine mit Backpapier ausgelegte Pie- oder Auflaufform drücken. Im Ofen ca. 12 Minuten backen. Auskühlen lassen.
Zutaten für die Füllung: 4 Eigelb, 1/2 Tasse frisch gepresster Limettensaft, 4 Teelöffel geriebene Schale einer Bio-Limette, 1 Dose Kondensmilch (340 g), 60 ml Reissirup
Eier und Limettenschale aufschlagen, die Kondensmilch und den Reissirup hinzugeben und verrühren. Den Limettensaft unter die Mischung schlagen. Die Füllung auf den abgekühlten Kuchenboden geben und bei 175°C ca. 15 – 20 Minuten backen. Abkühlen lassen und anschließend ca. 3 Stunden im Kühlschrank kalt stellen.

Schmeckt herrlich frisch, aber mangels echter Key Limes oder mangels echter Inselumgebung nur annähern so köstlich sonnig wie das Original.
Nikki+++
PS: Das Rezept angenähert an die verschiedenen Originale, doch gesüßte Kondensmilch durch eine dreizueins Mischung aus Kondensmilch und Reissirup ersetzt.
27. February 2013 
Hoffen auf wärmer, hoffen auf neu, hoffen auf Muße, hoffen auf frei. Hoffen auf sonnig, hoffen auf grün, hoffen auf blühen umspielt die Knie.

Nach allzu langer Pause endlich die liebe Freundin hervorgeholt, um in trauter Zweisamkeit ein paar Stunden mit ihr zu verbringen. Die Vorlage aus dem Kirschblütenland, unschlagbar in ihrer Schlicht- und Schönheit. Beim Nähen und beim Tragen.
Hier wir sicher noch öfter aufgeschlagen werden. Zwischenzeitlich auch auf deutsch zu finden.

Noch zart das Hoffen, doch keimt es kräftig am baumwollenen Saum. Am Ende der Eiszeit hoffen auf vorwärts in jeansblau.
Mehr Frühlingshoffen in Stoff findet sich beim heutigen Me Made Mittwoch.
Nikki+++
19. February 2013 
Schummeln würde ich, wenn ich behauptete, ich träumte mich in diesen kalten, weißen Tagen nicht hin und wieder in den Sommer. Glücklich war ich, der eisigen Starre für einen Moment nur zu entfliehen. Der Winter auf der Insel war ein Sommer. Lau, grün und hell.

Subtropisch die Pflanzen, der Himmel voll fremder Laute. Warm der Sand unter den Füßen, wildes Getier, salzig die Luft. Pastell die Farben von Wasser, Himmel und Gebäuden. Gerahmt von Palmen, Bambus und üpigger Bougainvillea. Frisch und kühl die Speisen, von denen noch die Rede sein soll.

Augenblicke leben bei mir gerne weiter und so wird auch dieser Sommer im Winter sich wiederfinden, in Stoff gefügt in der Erinnerung.
Nikki+++
PS: Erinnerungen an Sommer im Winter auf Sanibel Island und in den Edison & Ford Winter Estates.
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meet nikki bavarian, living in virginia, homebaker and pastrylover with a passion for things made from scratch.
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