goldene Momente

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Sommergolden die Zeit, die sieben Leben näherbrachte. Herbstgolden der Nachmittag, der Abschied hieß. Blassgolden der Streif am Horizont, der Hoffnung machte auf ein Wiedersehen.

Golden waren die vielen Momente, Kleinode der Erinnerung. Nun nützt die Liebe in Gedanken, die Zeit vergehen und eine Wiederkehr versprechen läßt.

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Zurück daheim funkelt an trüben Tagen das Mirabellengold im Glas. Das Grau weicht goldduftenden Buchteln, die Kühle verscheucht das Kürbissuppengold. Golden die Worte, die mich in zurückempfingen. Ließen mich fühlen, dass auch in der Ferne, die Nähe zu finden ist.

Heldenhaftgolden bei ulma, schöngolden des Fräuleins Zier, flechtensafrangolden die Worte der Frau Käthe und immer wieder besonders geschmacksgolden das Süß bei Jacqui.

Ich mag sie, diese goldenen Momente. Sie helfen mir Luftschlösser bauen und halten mich auf dem Boden fest.
Sie geben dem Herzen die Heimat und lassen mich fest daran glauben, dass im Moment die Mitte zu finden ist.

Nikki+++

PS: Mehr Mitte ist mittwochs immer bei Éva zu finden.

unsere kleine Farm

Von hier aus westwärts liegt ein Stückchen Erde, das uns ganz besonders zauberhaft erscheint. Ein Farmhaus, mit seinen fast dreihundert Jahren uralt für hiesige Verhältnisse. Weiden und Wiesen am Rand der Berge, Gemüse- und Blumenfelder in üppiger Spätsommerpracht.

Farmer John’s ist immer einen Ausflug wert. Seine Felder sind voller Schätze, Auberginen tragen nicht nur  blaue, sondern auch weiße und gestreifte Kleider. Tomaten gibt es in jeder Form und Farbe, Pfirsiche, Pflaumen und Nektarinen kommen direkt vom Baum. Alle sind Hinweis, wie weit im Süden wir hier sind. Dazwischen traf ich ganz überraschend die kleinen Blauen, in der bayerischen Heimat Zwetschgen genannt. Hier drüben schmückt sie der hübsche Name Damson Plum.

Wir sammelten die Frische ein und fuhren dann im Jeep über die Weiden, beschirmt vom weiten, blauen Himmel. Den Kopf im warmen Wind, fühlten wir uns ein wenig mehr noch westlich als Virginia, verwunderten die braven Kühe mit wilden Gebrüll und auch die Arbeiter, die Pause machten am Rand des Feldes, beobachteten uns stillvergnügt.

Wir kehrten heim mit Taschen voller feinem Gut und dem Geschmack von Abenteuer auf den Lippen und im Blut. Wir werden wieder westwärts ziehen, zu Farmer John und, wer weiß das schon, womöglich eines Tages noch ein Stückchen weiter.

Den feinen, blauen Damen gebührte übrigens die Ehre, nach bayerischer Art den spätsommerlichen Zwetschgendatschi-Reigen zu eröffnen.

Nikki+++

ein Traum wächst


Wollte das Leben mit mir jemals gen Süden ziehen, so wünsche ich mir,
ein Feigenbaum sollte in meinem Garten stehen…

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Mein Traum, ein Träumchen noch dies Bäumchen, es stellte sich ganz ungeahnt in meinen Weg und rief: nimm mich und pflanz mich ein! Sein Rufen hallte hinein in meine Gedanken, die noch bei vorherigem Gespräch verweilten. Ließ mich das Gehörte nehmen, dem Pflänzchen gleich, das nun wachsen muss. Zeit wird Triebe, Zweige und letztendlich Äste bringen. Früchte werden wachsen und die Geduldigen belohnen mit zarter Süße direkt vom Baum.

Celeste, purpurene Schönheit, will nun in meinem Garten stehen. Will in den Himmel wachsen wie mein Traum und Früchte tragen wenn ihre Zeit gekommen ist.

Nikki+++

geschmacksverdreht

Geschmäcker sind bekanntermaßen sehr verschieden und, wenn man der kleinen Miss und dem Herrn Erfinder so zusah über die vergangenen Wochen, häufig auch umso gewöhnungsbedürftiger, wobei mich das zuletzt auf dieser verqueren Tatstur getippte Wort gemahnt, nur ja nicht das Umlautzettelchen zu verlegen, das mir unschÄätzbare Dienste leistet.

Verdreht nicht nur die Tasten, sondern auch die geschmackliche Zusammenstellung der Mahlzeiten. Wo wir überwiegend Süß auf Brot erwarten, häufig eher Herzhaftes am Morgen, zum abendlichen Mahl dann nebenbei stets Semmelchen mit Salzbutter. Da ich jedoch sehr gern die geschmackliche Annäherung versuche, näherte ich mich dem Abendessen gestern mit honigfeinen Süßkartoffelbiskuits. Anbei das Rezept für die verkehrte Kulinarik in der neuen Geschmacks-Welt.

Zutaten: 2 Tassen Mehl, 1 Teelöffel Backpulver, 1/2 Teelöffel Salz, 1/4 Tasse Margarine, 1 Esslöffel geriebende Orangen- und 1 Esslöffel geriebene Zitronenschale, 3/4 Tasse im Ofen weich gebackene, geschälte und zerdrückte Süßkartoffel, 1/3 Tasse Honig, 1/2 Tasse Milch

Mehl, Backpulver und Salz in einer Schüssel vermengen. Die Margerine in Stückchen hinzugeben und mit den Fingern einarbeiten, bis Krümel entstehen. Orangen- und Zitronenschale, Süßkartoffelmuß und Honig hinzufügen und gut verrühren. Milch nach und nach dazugeben und zu einem weichen, aber nicht klebrigen Teig verkneten.

Auf einer bemehlten Fläche den Teig ca. 3 cm dick auswalgen und mit einem Glas oder einem runden Ausstechförmchen Kreise ausstechen. Auf einem mit Backpapier ausgelegten Blech im vorgeheizten Backofern bei 200 Grad 12 – 15 Minuten goldbraun backen.

Am Rande bemerkt: die orangefarbenen Honigsüßen schmeckten mir auch heute morgen noch ganz altweltlich zum Frühstück!

Nikki+++

treibenlassen


Zeit zum Treibenlassen, die Tage entfalten ihre Schönheit bestimmt vom Gold des Sonnenlaufs. Noch vor dem Treibenlassen hat die Natur schweißtreibendes Paddeln gestellt. Flussaufwärts ist es harte Arbeit und benötigt paddelfestes Wissen um die Eigenwilligkeit des Wassers. Es treibt und kreiselt wie es mag und will sich nur mit ausreichend Geistes- und mit ebensolcher Muskelkraft bezwingen lassen. Festhalten ist ein guter Rat, Stillsitzen garantiert Balance und dem Schweigegebot sei strikt zu folgen, denn die Paddler, die an Bug und Heck für Fortbewegung durch die Stromschnellen sorgen, sollten sich unbedigt und absolut verstehen.

Doch ist es dann geschafft, das Inselchen erreicht und sicher angelandet, folgt die Ruhe und das Treibenlassen durch das erstaunlich warme Wasser. Ein karger, aber umso schmackhafterer Imbiss, wundersame Funde im Wasser und an Land, die Angelrute umsonst zwar, aber zur Entspannung ausgeworfen, Sonnenflecken auf dem Wasser und auf der feuchten Haut. Badekleidung? Ach woher, Hemd und Hose trocknen rasch in der warmen Sonnenbrise.

Flussabwärts dann Belohnung für vorherigen Schweiß und Mühe. Das Wasser treibt gemächlich, schickt uns zurück zu unserem Landungssteg. Verläßlich ist der Fluss nun, belohnt uns mit einer Eskorte seiner Bewohner. Die Fischlein, die sich so sehr vor unserer Angelrute scheuten, begleiten uns nun auf unserem Weg zurück.

Zeit zum Treibenlassen, die Tage entfalten sich in schimmernder Einzigartigkeit. Lasst euch treiben und findet Gold.

Nikki+++

Nacht am Meer


Die Tage am Meer reihten sich wie Perlen, glitzernd von Sonne, Wasser und Sand, voll Lachen, Toben und Jagen über den weiten Strand. Die Wellen luden zum Reiten ein, fingen uns ein in einem unvermuteten Moment. Wir gruben tiefe Löcher in den Sand und Burgen wuchsen in den Himmel bis sie der Ozean wie so manch anderes zu sich nahm. Das große Wasser gab uns Momente voller Heiterkeit, blaues Leuchten in der Dämmerung, das Krebslein lockte und ganz plötzlich einen kleinen Hai. Überraschend, anders, fremd und ganz schnell nah.

Die Sprache, die anfangs noch ein wenig holperte, sie erschloß sich unvermutet rasch im kindlichen Getobe. Erstaunlich wie manches, das uns Alten als große Hürde scheint, die kleinen Menschen nur ganz kurz zögern läßt.

Den Tagen am Meer folgten Nächte voll samtener Dunkelheit, der Sand, tagsüber weißglühend an den Sohlen, weich und kühl an Zehen und Füßen. Der Strand voll dunkelblauem Leuchten, juchzende Silhouetten, sich auflösend vor der nun unsichtbaren Meeresbrandung.

Die Nächte am Meer reihten sich wie Perlen, schimmernd mit Hoffnung, Zuversicht und ruhevollem Glücklichsein, voll Unbeschwertheit, Gemeinsamkeit und fröhlichem Gelächter in der uns umarmenden Dunkelheit.

Nikki+++

hitzefrei

Hundstage lassen genußvoll die Langsamkeit entdecken. Sommerruhe macht sich breit, vom späten Vormittag hinein bis in die frühen Abendstunden. Bewegungen, ganz ohne Überfluss, ob in den Gliedern oder auch im Geiste. Entschleunigt schweift der Blick über glitzernde Wellen, Brandungsrauschen ist steter Begleiter durch den Tag. Die Füße wandern geruhsam durch den warmen Sand, der Kopf besprüht von Wolken köstlich salziger Gischt.

Hundstage sind unvergleichlich, sind faul und glücklich, sind Zeit für uns, sind hitzefrei.

Sommert schön!
Nikki+++

getupft


Noch mehr Beeren, wandern tupfend über altes Leinen, unermüdlich zieht sich Rot in allen Tönen durch die Küche und über Stoff. Kirschentupfen auf Fingern, Händen und auch ein paar verirrte Tupfen auf den Kleidern. Zufällig entdeckten wir die dunkelroten Süßen im Grünen hinter unserem Haus. Mit langem Pflückgerät rückten wir den roten Tupfen auf dem Baum zu Leibe, mußten die schönsten oben hängen lassen, weil die Arme dahin nicht mehr reichten. Trotz Gliedmaßenkürze dreifache Tupfenfreude auf Stoff, im Kuchen und im Glas.

Rezept für Johannisbeergelee-Tupfen: ein Kilo oder mehr Johannisbeeren entstilen und mit etwas Wasser weich kochen. In ein Mulltuch füllen und wie hier gezeigt aufhängen, damit der Saft über Nacht austropfen kann. Auf 570 ml Saft 450 g Rohrohrzucker abmessen, Saft und Zucker in einen ausreichend großen Topf füllen, unter Rühren langsam erhitzen bis der Zucker sich aufgelöst hat. Auf größerer Flamme bis zum Gelierpunkt sprudeln kochen. Für die Gelierprobe ein wenig Gelee auf einen kühlen Teller tropfen. Bilden die Tupfen beim Zusammenschieben Falten, ist der Gelierpunkt erreicht. Noch heiß in Gläser füllen und fest verschließen.

Der Sommerhimmel hier hängt voller Tupfen.

Nikki+++

PS: Für das Tupfenkissen mit Moosgummistempel und Stofffarbe auf Leinen Punkte drucken, zur Kissenhülle vernähen und dabei mit schwarzem Paspelband rahmen.

gewittrig


Heiß bläst der Wind und treibt die braunen Blätter vor sich her. Trocken, fast wie verbrannt sind die Wiesen hier am See. Das lauwarme Wasser bringt nur eine kurze Kühlung im sonst so eisig kalten Nass. Schwer wiegt der Sommer, mit ungewöhnlicher langer Trockenheit, verwandelt bisher grüne Üppigkeit in ockerfarbene Prärie. So sehr ich diese warmen Tage schätzen kann, so seltsam unwirklich mutet an, dass dunkle Wolken dieser Tage fast wie ein Versprechen sind.

Feurig organfarbene Crostata stand auf dem abendlichen Tisch, freudig erwartet wie die Gewitterfront, versprachen doch die rohen Aprikosen auf Mascarponecreme Abkühlung von der Tageshitze. Und in der Tat verschwand nach einem warmen Regenguß und einem Stück vom kühlen Süß die Hitzestimmung draußen und auch drinnen.

Zutaten für den Boden: 75 g gemahlene Mandeln, 125 g Butter, 155 g Dinkelmehl, 60 g Rohrohrzucker

Die Butter in einer Pfanne aufschäumen, Mehl, Zucker und Mandeln hinzufügen und 3 – 4 Minuten unter Rühren kochen bis die Masse krümelig und goldbraun ist. Den Kuchenboden in eine mit Backpapier ausgelegte Springform (28 cm) drücken und im Kühlschrank ca. eine Stunde kühl stellen.

Zutaten für die Füllung und Belag: 185 g Frischkäse, 250 g Mascarpone, 60 g Créme fraiche, 60 g Zucker, 2 – 3 Tropfen Bittermandelöl, 7 – 8 Aprikosen in Spalten, 2 Esslöffel Aprikosenkonfitüre, 2 Esslöffel Mandelblättchen, in der Pfanne kurz geröstet

Mit dem Rührgerät alle Zutaten kräftig aufschlagen und auf den kalten Kuchenboden geben. Erneut einige Stunden kühlen. Vor dem Servieren die Crostata aus der Form nehmen und mit Aprikosenspalten belegen. Die Konfitüre kurz erwärmen und die Früchte glasieren, anschließend die Mandelblättchen darüberstreuen.

Genießt die Kühle nach dem Sturm!

Nikki+++

PS: Das Rezept für die Gewitterpause kam von hier.

großformatig

Sommerwochen treiben kühn und wagemutig Blumen, lassen in einen sommerwilden Augenblick mit üppigem Blütenrausch nordische Zurückhaltung im Kleiderschrank vergessen. Radelnd durch den Sommermorgen bauscht sich um mich die Blumenwolke, luftig leicht und Kühle fächelnd. Ein kurzes Stutzen bei kleiner Miss und Herrn Erfinder ob ungewöhnlich plakativer Musterung. Doch fügten sich die tropischen Gewächse höchst passend ein in diese sonnenheißen Sommertage.

Sommerliches Blumenmeer, der Stoff kam mit all jenen hier im letzten Jahr aus Afrika, zwölf Monate geduldig auf seinen Auftritt wartend. Das Schnittmuster einer von einundzwanzig Sommerwundern aus diesem feinen Buch.

Tage wie diese brauchen einfache und schnelle Schnitte, scheint doch selbst mir die Zeit nähend statt schwimmend zu verbringen (nur) beinahe vergeudet.

Nikki+++