Eigentlich sollte ich mir derzeit hauptsächlich Gedanken über textiles Gestalten im künstlerisch-therapeutischen Kontext machen, um dann diese, hoffentlich klugen Erkenntnisse in Buchstabenform zu einem kleinen, feinen, auf Papier gedruckten Exkurs zu verweben. Doch wie gerne verzögert man solche Aufgaben, in meinem Falle dann auch noch mit Vorliebe durch praktischen Testreihen der eigentlich abstrakt zu beschreibenden Technik, sozusagen saumselig im Selbstversuch.
Solch selbstversuchende Verzögerung ereigenete sich kürzlich an einem stillen, kaffeduftumwehten, nicht nur saumseligen, sondern ebenso noch etwas traumseeligen Sonntagmorgen. Auf und ab hüpfte das Schiffchen, mit bunten Fäden und Resten von ungesponnener Wolle bestückt, segelte es hin und her über den Rahmen, der noch aus grauer Schulvorzeit stammen muss. Anstatt Buchstaben verwoben sich Fädchen zu einem kleinen, feinen, saumseligen Exkurs aus Textil. Die Quasten taten mir besonders gut, so herrlich zurückversetzend in die quastenverzierte Trompetenärmel-Schlaghosen-Häkelwesten-Kinderzeit. Wer eine sechs im Geburtsjahrzehnt trägt, der weiß sicher, was ich meine. Die Inspiration für die nun täglich die Frühstückslaune hebende Übersetzung des Wandbehangs ins einundzwanzigste Jahrhundert kam von hier und hier.
we | ben, starkes und schwaches Verb
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- Längs- und Querfäden zu einem Gewebe kreuzweise verbinden
- durch Weben herstellen
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- (gehoben) [als geheimnisvolle Kraft] wirksam, am Werk sein
- (gehoben) auf geheimnisvolle Weise allmählich entstehen
Seelig sei jene, die Zeit vergessend, saumseelig wöbe.
Nikki+++
So ein spontan kreatives Werk ist doch ganz, ganz großartig. Das ist zur Zeit auch mein Thema: Einfach mal loswerkeln und etwas machen, Kindheitserinnerungen erwecken… Viele saumseelige Stunden! LG mila