anders grün

Pond_Turtle in the sun

In unserem Haus leben mit der kleinen Miss auch der Herr Erfinder und sein Kumpan, der Fährtensucher. Wir wollen nicht verhehlen, dass die beiden sehr gerne und ausführlich vor allerlei elektronischem Spielgerät verweilen und sie oft nur unter Androhung schlimmster Übel zu bewegen sind, den Ausschaltknopf zu drücken. Ist diese Herausforderung jedoch gemeistert, dann zieht es sie ins Grün, das sich hinter dem Haus in Üppigkeit auftut.

Der dichte Wald mit dem wild rauschenden Bach wird hier park genannt. Für unsere verzärtelten Seelen von der anderen Seite des Atlantiks, die eine über Jahrhunderte kultivierte Landschaft gewohnt sind, handelt es sich hier jedoch eher um eine ungebändigte, geheimnisvolle, dämmerige Wildnis voll wundersamen Getiers, das wir bisher nur selten und dann eher im Tierpark zu sehen bekamen. Im Frühling kommt der Wald noch licht und lieblich daher, der creek mäandert friedvoll durch einen Teppich aus Frühlingsblühern und der Himmel spannt sich lichtblau über den sanft wogenden Baumkronen. Je mehr der Sommer jedoch voranschreitet, desto undurchdringlicher wird das Gehölz, der Bach schwillt an unter den heftigen Sommergewittern und verlässt auch gerne mal sein Bett. Hohe Bäume werde von tosenden Stürmen gefällt und der Liebgewonnene schneidet daraus freudig Feuerholz für den Winter. Gefährlich klingende, unbekannte Tiere und Pflanzen lauern dann auf uns im dunkelgrünen Gebüsch: poison ivy, snapping turtle, copperhead snake und red velvet ant. Die Einheimischen erzählen uns mit Vorliebe Geschichten von Bären, die des Winters ihre Beute im Garten verspeisen und warnen uns vor der schrecklichen Pain, die der giftige Efeu verursacht, den wir bisher im Wald vor lauter Blättern nie erkennen konnten. Nie vergesse ich den Schreck, der mir durch die Glieder fuhr, als ich bei einem morgendlichen Lauf plötzlich direkt in die dunklen Augen eines Rothirsches blickte. Im ersten Sommer hielt die kleine Miss den schwirrenden Chor der Zikaden, der von Juni bis Oktober die Luft erfüllt, für das Zischeln der Schlangen und der Gestank der gewaltigen snapping turtle, die sich im Netz verfing, waberte dem Herrn Erfinder noch eine ganze Zeit lang in der Nase.

Nach nunmehr zwei Sommern sind wir ein wenig gelassener im Umgang mit der überseeischen Natur. Der Herr Erfinder und der Fährtensucher stapfen barfuß durch den Uferschlamm und versuchen sich im Fangen der Forellen, die den Bach bevölkern und die kleine Miss blickte im letzten Sommer mit Flip Flops und Bikini bewaffnet forsch der Schlange ins Auge, die sich auf dem Pfad zum nachbarschaftlich geteilten Schwimmbad sonnte. Wir haben gelernt, dass die hohen, dicht belaubten Bäume in den heißen Sommern Kühle und Schatten spenden, dass die Flüsse die Glieder erfrischen und nicht erstarren lassen und dass uns das üppige, feuchte Grün handtellergroße Schmetterlinge, Gottesanbeterinnen, Kolibris und andere zauberhafte Kreaturen beschert.

So manche Unsicherheit mit der rauen Natur der Neuen Welt wird wohl noch eine Weile unbewältigt bleiben. Dennoch, in diesem Jahr bezauberten uns im Frühling die Wasserschildkröten im Teich neben dem Baseball Feld und der eleganten Graureiher, der sich auf einem Stein im Bach niederließ.

Pond_Schildkröte

Frühlingsgrün, so anders, als wir es bisher kannten, heute im Besonderen für Caros Grünzeug.

Nikki+++

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