Das Glück in Worten

Es gab mal eine Zeit, an die ich mich durchaus noch sehr lebhaft erinnern kann: die sogenannte netzlose Zeit. Da gab es Briefe, handgeschrieben und mit mehreren Seiten. Und da gab es Menschen, die tagelang auf diese Briefe gewartet haben, um den Umschlag mit klopfendem Herzen aus dem Briefkasten zu fischen. Nur mit halben Bein zurück in der Wohnung waren die Seiten bereits einmal gelesen. Später verschlang man sie nochmals in etwas gemütlicher Umgebung und mit mehr Genuß, um dann nur ganz wenig später eine Antwort zu verfassen. Diese Antwort war wiederum Tage unterwegs und so vergingen mindestens zwei Wochen, bevor man Antworten auf seine Fragen erhielt oder einen Kommentar zu einem Gedanken.

Heute fliegen die Nachrichten in Sekunden um den Globus, die Vielfalt der Endgeräte, um sie zu empfangen, nimmt täglich zu und die Wortflut ist scheinbar so unablässig und unendlich wie das Internet selbst. Länger als einen halben Tag auf eine Nachricht oder eine Antwort zu warten scheint fast unmöglich. Ist es besser? Ist es schlechter?

Es ist anders. Schneller und zahlloser, die Worte sind immer noch Perlen, die es zu entdecken, die Wortwechsel Schätze, die es zu zu bewahren gilt. Ein unterhaltsam geschriebener Blog, ein liebenswerter Kommentar, eine Freundschaft, die nur aus virtueller Kommunikation besteht, selbst die kurzen, alltäglichen Notizen, sie alle inspirieren, erfreuen, sind unersetzlich und machen mich jeden Tag aufs Neue glücklich.
Nikki+++

5 comments to Das Glück in Worten

  • Tantor

    Sehr wahre worte!

  • die woche noch darüber nachgedacht. zeit lässt sich viel schlechter aushalten mittlerweile – so geht es mir zumindest. geschweige denn genießen. ich muss mal wieder einen brief schreiben. mit wortperlen 🙂 ein schöner festgehaltener gedanke von dir.

  • Stefanie

    Ich pflege seit dem 2. Schuljahr eine Brieffreundschaft, die sich bis heute erhalten hat. Jetzt wollte ich diese Brieffreundin dass erstemal seit 10 Jahren wieder besuchen und wegen der Organisiererei haben wir uns e-mails geschrieben (was wir sonst kaum machen). Das war ungewohnt, aber auch sehr schön, denn gleich ein Feedback zu bekommen ist toll und beim Organisieren auch wichtig. Ich werde aber trotzdem das Briefeschreiben nicht aufgeben, da es für mich auch immer ein wenig Einkehr, sammeln, nachdenken über das was mich bewegt, bedeutet. Und es ist auch ein bischen wie ein Tagebuch, denn ich kopiere meistens die Briefe, bevor ich sie abschicke. Außerdem sehen Briefe und Karten viiiiel schöner aus, als e-mails.
    Mein Freund hat sogar eine Brieffreundin, die er noch nie persönlich getroffen hat.
    Ein schönes Wochenende
    Liebe Grüße
    Stefanie

  • freemindarella

    An die Zeiten des Briefeschreibens erinnere ich mich auch noch sehr gut. Jahrelang hab ich so mit meiner römischen, blond gelockten, ersten Liebe kommuniziert. Und wenn ich einen Brief bekam war das wie Weihnachten, Geburtstag und alles zusammen. Irgendwann lösten E-mails dann die Briefe ab. Aufregend war das dann trotzdem noch aber nicht vergleichbar mit dem Augenblick in dem man den Briefkasten öffnet und den Brief erspähte.