Zehn Jahre ist es her, dass ich Stückchen Erde umgrub, während der nur wenige Sommer zählende Herr Erfinder und die klitzekleine Miss neben mir krabbelten, später durch die Erdklumpen wackelten, um schließlich dann selbst die Schaufel und den Rechen zu schwingen und den Garteneimer zur Badewanne zu machen. Zehn Jahre in denen manche Dinge vergingen und manche blieben. Weiterhin verweilen die Schnecken, die regelmäßig im Frühling die Schwertlilien köpfen und auch die Ameisen siedeln ihre Lausherde in schöner Regelmäßigkeit auf dem jungen Grün des Mirabellenbäumchens an.
Zehn Jahre, in denen ich gelernt habe, um welche Pflanzen Schnecken einen großen Bogen machen. Zehn Jahre, in denen sich das Mirkoklima unseres Gärtchens völlig gewandelt hat von der sonnigen Macchia zur feuchtkühlen Wildnis. Pflanzen, die unser einst sonnenverwöhntes Gärtchen liebten, sind verschwunden und Pflanzen, denen es früher bei uns zu heiß war, gedeihen nun üppig in den schattigen Ecken unter den großgewachsenen Hecken. Mein gärtnerisches Augenmerk liegt inzwischen weniger auf dem Hegen, Pflegen und dem Großziehen, als vielmehr auf dem kräftigem Rückschnitt und dem Auslichten. Was früher von mir liebevoll gepäppelt wurde, wird nun rüde reduziert.
Den Gedanken an ein Gemüsegärtchen habe ich abgesichts der übergroßen Schneckenpopulation, derer selbst die zahlreichen Igel nicht Herr werden, schon lange ad acta gelegt. Allerdings bezaubert mich Alys Idee vom essbaren Garten über die Maße, sodass sich trotzdem genügend zum Verzehr geeignetes auf unserem kleinen Stückchen Erde finden lässt. Nach zehn Jahren bringen Mirabelle, Holunder, Johannisbeere, Himbeere, Jostabeere, Brombeeren, Hopfen und Weinreben eine zwar nicht allzu opulente, aber dennoch verlässliche und für unsere saisonale Verzehrlust ausreichende Ernte hervor.
Zukünftig werde ich mein Gärtnerglück im Westen suchen. Ein wenig habe ich mich bereits versucht. Ich habe Samen der Lieblingsblüher zwischen Wäschestücken hinüber geschmuggelt und ein Wurzelstöckchen vom bayerischen Hopfen an der sonnigen Hauswand in Virginia angesiedelt. Zum bereits erwähnten Feigenbusch und dem Kirschbäumchen gesellte sich kürzlich noch ein Apfelbaum. Ich habe gelernt, dass der Gärtnerin größter Feind dort nicht die spanische Wegschnecke ist, sondern die gefräßige Rehe und Eichhörnchen sind. Kürzlich fand ich Gärtnerwissen aus alter Zeit. Beglückend.
Zehn Jahre gegärtnert im Kleinen.
Zehn Jahre den Traum von der Wildnis geträumt.
Mein geliebtes Stadtgärtchen.
Wir genießen die gemeinsame Zeit, die uns noch bleibt bis zum Adé.
Nikki+++
Oh, was für ein wehmütiger Abschied das sein muss. Ich habe erst letztes Jahr damit angefangen, einen kleinen Stadtgarten anzulegen, aber ich kann schon verstehen, wie viel Herzblut in jeder Pflanze steckt. Dafür wird dein neuer Garten zwar ein anderer, aber sicher nicht minder ein geliebter werden… LG mila
ja, mila, bittersüß der abschied, aber mit perspektive:) lg, nikki