Kindheitssüß

Plötzlich sind sie da, die dunklen, bläulichen Früchte und versetzen mich sogleich zurück in die Spätsommer der Kindheit. Zurück in den großelterleichen Garten mit den alten Bäumen, zurück zu dem schweren, süßlichen Geruch des Fallobstes, zurück zu dem Summen der Insekten, die sich an dieser Köstlichkeit erfreuen. Hoch hinauf sind wir geklettert, um die besten und süßesten der einfachen, blauen Hauszwetschgen zu pflücken, obwohl genug davon auch in Reichweite wuchsen.

Eimerweise haben wir sie davon getragen, voller Vorfreude auf einen herrlich warmen Datschi mit einem Berg frischer Schlagsahne. Ich schaue gern über den Tellerand der regionalen Küche hinaus, aber auf Zwetschgendatschi kann ich unmöglich verzichten.

Hier bei uns schwört jede Datschibäckerin auf ihr eigenes Rezept. Die eine bevorzugt Hefeteig, eine andere den Ölteig und ich mag am allerliebsten einen dünnen Mürbteigboden, auf dem der feine, herb-süße Geschmack der blauen Damen am allerbesten seine Wirkung entfalten kann.

Endlich im Ofen entfalten sie einen herrlichen Duft, der sich im Haus verbreitet und die Geschmacksnerven in freudige Erregung versetzt. Und dann steht das Blech da, dampfend, duftend, in gelb und dunkelrot und wie jedes Jahr muss das erste Stück noch heiß auf den Teller.
Erinnerungssüß, Sonntagssüß, Kindheitssüß!

Nikki+++

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